IMG_0658
FotoNr5
FotoNr4
fotoNr6
FotoNr1
FotoNr2
FotoNr3
FotoNr7
previous arrow
next arrow

Walderschliessung Safiental, Sanierung Calörtscherstrasse

Kartenicon

Karte

Spendenicon

Spenden

Gemeindeicon

Gemeinde

Berichticon

Bericht

Safiental GR

Das Safiental ist das letz­te Seitental des Vorderrheins vor des­sen Zusammenfluss mit dem Hinterrhein bei Reichenau. Es ist ein V-Tal und ver­läuft in nord-südlicher Richtung. Die Rabiusa, wel­che am Bärenhorn ent­springt, hat sich auf ihrem Weg nach Norden meist tief in den wei­chen Bündner Schiefer ein­ge­gra­ben. Die Talgemeinden sind typi­sche Walser-Siedlungen, bestehend aus meh­re­ren klei­nen Fraktionen und aus weit ver­streu­ten Einzelhöfen.

Der Zugang zum Tal erfolg­te aus topo­gra­fi­schen Gründen vor allem über ver­schie­de­ne Pässe. Es wird ver­mu­tet, dass schon zu römi­scher Zeit ein Weg von Pitasch übers Güner Lückli via Safienberg nach Splügen führ­te. Die ersten Siedler waren offen­bar Romanen. Wahrscheinlich kamen um 1350 die Walser in die­ses Tal.

Bis Anfang des 16. Jahrhunderts sprach denn auch ein Teil der Bevölkerung roma­nisch. Die Grundherrschaft über den gröss­ten Teil des Safientals gehör­te damals dem Domleschger Kloster Cazis. 1526 wur­de die Reformation ein­ge­führt. Bis 1851 bil­de­te Safien, das schon 1362 als selb­stän­dig han­deln­de Gemeinde mit Ammann und Geschworenen bezeugt ist, eine eige­ne Gerichtsgemeinde im Hochgericht Thusis.

Ein wich­ti­ges Ereignis war die Eröffnung der Talstrasse in den Jahren 1883/85. Trotz die­ser neu­en Orientierung nach Norden behiel­ten die Pässe - etwa der Glaspass als Verbindung nach Thusis - noch vie­le Jahre ihre Bedeutung. Erst als das Postauto die Postkutsche ersetz­te, wur­den die Verbindungen rascher und beque­mer. Bis 1953/54 war die Strasse im Winter geschlossen.

Ein wei­te­res wich­ti­ges Ereignis, der Zusammenschluss der Gemeinden Safien, Tenna, Versam und Valendas zur Fusionsgemeinde Safiental, erfolg­te per 1. Januar 2013.

Bevölkerung

19301’322 Einwohner
19601’302 Einwohner
1980944 Einwohner
19901’042 Einwohner
20001’028 Einwohner
heu­te970 Einwohner

Die Gemeinden Safien, Tenna, Valendas und Versam waren seit jeher von der Abwanderung stark betrof­fen. Im 17. und 18. Jahrhundert tra­ten jun­ge Männer bei fran­zö­si­schen, hol­län­di­schen und nea­po­li­ta­ni­schen Regimentern in den Solddienst ein. Gleichzeitig zog es ande­re vor­zugs­wei­se in die österreichisch-ungarische Donaumonarchie. Sie erlern­ten dort das Handwerk der Zuckerbäcker und Cafetiers.

Ab 1830 setz­te ein gros­ser Exodus von Safiern nach Übersee ein. Die Auswanderer lies­sen sich am Oberlauf des Mississippi nie­der. Eine ande­re Destination für die Auswanderer war Neuseeland, wo die Menschen rund um den Mount Taranaki eine neue Heimat fan­den. Trotzdem zähl­te das Gebiet im Safiental im Jahr 1850 1’798 Ansässige.

Altersstruktur

0 - 15 Jahre137 Personen14 %
16 - 65 Jahre594 Personen61 %
über 65 Jahre239 Personen25 %

Schulen

19 Kindergartenschülerin Versambis 24 km Entfernung
46 Primarschülerin Safien, Tenna, Valendas, Versambis 7 km Entfernung
32 Real- und Sekundarschülerin Valendasbis 29 km Entfernung
1 Mittelschülerin Disentis/Chur58/36 km Entfernung

Gemeindefläche

Landwirtschaftliche Nutzfläche5’873 ha
Wald4’512 ha
Siedlungsfläche29 ha
Unproduktiv4’713 ha
Total15’127 ha

Das Gemeindegebiet erstreckt sich von 635 m.ü.M. bis auf 1’315 m.ü.M. und befin­det sich zu einem Viertel in den Bergzonen II, III und IV. Der Rest ist Sömmerungsgebiet.

Erwerbsstruktur

79Landwirte im Haupterwerb
2Nebenerwerbslandwirt
10Forstwirtschaft
51Handwerk und Industrie
74Dienstleistungssektor
58Pendler aus der Gemeinde
27Pendler in die Gemeinde

Land- und Alpwirtschaft sind im Safiental sehr eng mit­ein­an­der ver­bun­den, da wegen der Höhenlage und des Klimas nur Viehwirtschaft mög­lich ist. Leider sind die Standortbedingungen für das Gewerbe nicht sehr gün­stig. Die gros­se Distanz ver­teu­ert die Transportkosten und erschwert die Konkurrenzfähigkeit aus­ser­halb des Tales. Für «Allrounder» besteht die Möglichkeit, im Tal sel­ber genü­gend Arbeit zu fin­den. Das täg­li­che Pendeln ist, bedingt durch die ver­kehrs­tech­nisch ungün­sti­ge Lage, vor allem im Winter erschwert.

Vereine

Das kul­tu­rel­le Leben im Safiental äus­sert sich in einer regen Vereinstätigkeit. So gibt es 32 Vereine in den Bereichen Sport, Kultur/Volksbrauch, Theater, Musik, Gesang, Jäger, Schützen und Samariter sowie das Chilbi Team.

Tourismus

Safiental ist Teil des Naturpark Beverin und setzt auf einen sanf­ten Tourismus. Den Gästen ste­hen in sechs Hotels 183 Hotelbetten, 17 Restaurants, 181 Ferienhäuser sowie 33 Ferienwohnungen und fünf Gruppenunterkünfte zur Verfügung. Ausserdem gibt es einen Solarskilift.

Die finanzielle Situation

Nettoverschuldung pro Kopf 2021Fr.2’869.22
Steuereinnahmen pro Kopf 2021Fr.2’247.82
Ertragsüberschuss 2021Fr.116’951.94
Abschreibungen 2021Fr.1’012’500.--
Finanzausgleichsbeiträge 2021Fr.1’207’117.--
Ertragsanteile (Wasserrechtszins, Kieskonzession etc.)Fr.1’561’477.30
Steuerfuss105 %
Höchst mög­li­cher Steuerfuss im Kanton130 %

Direkte Bundessteuer pro Kopf 2019:

Gemeinde SafientalFr.294.--
Kanton GraubündenFr.1’102.--
SchweizFr.1’372.--

Zum Projekt

Die Calörtscherstrasse, mit einer Gesamtlänge von 4’400 Meter, erschliesst die Geländekammer ober­halb von Arezen auf der lin­ken Talseite des Safientals und wur­de in den Jahren 1966 bis 1968 erstellt. Sie ist die Basiserschliessung für Schutz- und wei­te­re Wälder, land­wirt­schaft­li­chen Nutzflächen sowie der Siedlung Calörtsch, aber auch für die ver­schie­de­nen Maiensässen auf der Alp Brün und für die Quellfassungen und Reservoiren.

Nun genügt die Carlörtscherstrasse den heu­ti­gen Anforderungen nicht mehr, sie ist zu schmal und weist an ver­schie­de­nen Stellen Schäden auf. Zudem ist die Tragfähigkeit in Bezug auf den Holztransport unge­nü­gend. Aufgrund inten­si­ver Nutzung durch immer schwe­re­re Forst- und Landwirtschaftsmaschinen weist sie gra­vie­ren­de Mängel auf. Eine effi­zi­en­te Waldbewirtschaftung mit moder­nen Maschinen ist nicht mehr mög­lich, und die Sicherheit für den Holztransport wie auch für die übri­gen Strassenbenutzer ist nicht mehr gewähr­lei­stet. Beim heu­ti­gen Holzernteverfahren wird das Rundholz oft an der Waldstrasse auf­ge­rü­stet. Dadurch wird die Strasse nicht nur als Transportlinie, son­dern immer häu­fi­ger auch als Arbeitsplatz genutzt.

Die Gemeinde Safiental hat daher beschlos­sen, die Waldstrasse vom Ende der Arezenstrasse bis zur Streusiedlung Calörtsch zu erneu­ern und den aktu­el­len Bedürfnissen und Anforderungen ent­spre­chend aus­zu­bau­en und anzupassen.

Vordringliche Reparaturarbeiten konn­ten bereits in den Jahren 2016 und 2017 mit Hilfe von Kantonsbeiträgen aus­ge­führt werden.

Auf einer Länge von 2’752 Meter wer­den fol­gen­de Massnahmen umgesetzt:

  • Verbreiterung der Strasse auf 3.30 Meter
  • Schaffung von neu­en Ausweichstellen bzw. Holzlagerplätzen
  • Verstärkung des Oberbaus
  • Einbau einer Asphaltdeckschicht im offe­nen Gelände und im Bereich der Quellschutzzonen auf einer Länge von 1’623 Meter
  • Einbau einer ton­was­ser­ge­bun­de­nen Verschleissschicht aus Kiessand auf einer Länge von 529 Meter
  • Abbruch von Holzkästen (25 m), Drahtschotterkörben (18 m) und Natursteinmauern (94 m)
  • Bau von Bankettsicherungen (593 m), Blocksteinmauern (285 m), erd­be­wehr­ten Stützsystemen (176 m) und einer Larsenwand (16 m)
  • Sanierung von bestehen­den Natursteinmauern (52 m)
  • Erneuerung der Wasserableitung mit­tels Sickerleitungen, Ableitungen, Strassenschächten, Durchlässen, Wasserrinnen, Sickergruben und Ein- und Auslaufbauwerken
  • Die Begrünung der neu ent­stan­den Böschungen aus­ser­halb des Waldes mit stand­ort­ge­rech­ten Samenmischungen und im Wald mit dem Einbringen von Sträuchern

Das Projektgebiet umfasst eine Waldfläche von 73 ha, wovon 52 ha als Schutzwald aus­ge­schie­den wer­den. Die jähr­lich zu nut­zen­de und abzu­füh­ren­de Holzmenge beträgt 500 m³. Ausserdem befin­den sich im Projektperimeter rund 70 ha land­wirt­schaft­lich genutz­te Wiesen und Weiden.

Die Sanierung der Calörtscherstrasse ist die Voraussetzung für eine nach­hal­ti­ge Bewirtschaftung der Schutzwälder im Gebiet Calörtsch. Durch den Ausbau der Basiserschliessung wird unter ande­rem der Zubringer zu einem ganz­jäh­rig bewohn­ten Gebiet den Sicherheitsbedürfnissen ange­passt. Die sanier­te Strasse erleich­tert die Zufahrt, die Kontrolle sowie die Unterhalts- und Erneuerungsarbeiten an kom­mu­na­ler Infrastruktur (u.a. der Wasserversorgung). Darüber hin­aus wird der Zugang für Soforteinsätze auch bei Waldbränden erleich­tert. Infolge des Ausbaus der Strasse kann die Löschwasserinfrastruktur ergänzt wer­den. Eine Vervollständigung der Massnahmen für die Waldbrandbekämpfung ent­spricht dem kan­to­na­len Konzept «Waldbrandprävention 2030». Auch im Safiental sind Trockenperioden immer häu­fi­ger und damit besteht auch eine höhe­re Waldbrandgefahr, die nicht zu ver­nach­läs­si­gen ist.

Der Ausbau der Strasse ist auf die zeit­ge­mäs­se Bewirtschaftungs-, Bau- und Transportmittel aus­ge­rich­tet. Das Vorhaben grenzt an die Landschaftsschutzzone von regio­na­ler Bedeutung «Brüner Alp». Die Landschaft ist geprägt durch unbe­rühr­te Maiensässe und Weidwaldlandschaft am Fusse der Signinagruppe und gilt als bedeut­sa­mes Wandergebiet. Diesem Umstand wird durch die sorg­fäl­ti­ge Gestaltung beim Ausbau Rechnung getragen.

An der Gemeindeversammlung am 25. Mai 2022 wur­de dem Projekt zug­stimmt und der Kredit von 3.8 Millionen Franken geneh­migt. Der Kanton hat das Vorhaben am 9. August 2022 genehmigt.

Mit den Instandstellungsarbeiten wur­den am 11. April 2023 begon­nen. Man hofft, die Strasse bis 2025 fer­tig­stel­len zu kön­nen, so dass im Herbst 2025 der Belagseinbau erfol­gen kann. Die Abschlussarbeiten wer­den im Herbst 2026 erfolgen.

Kosten und Finanzierung

Gemäss Zusammenstellung sehen die Kosten wie folgt aus:

BaumeisterarbeitenFr.2’973’918.38
UnvorhergesehenesFr.297’391.84
Projekt und BauleitungFr.261’704.82
MwSt.Fr.272’042.16
GesamtkostenFr.3’805’057.20

Die Finanzierung ist fol­gen­der­mas­sen vorgesehen:

GesamtkostenFr.3’805’057.20
./. Subvention KantonFr.2’359’800.--
Noch zu finan­zie­ren­de RestkostenFr.1’445’257.20

Die Sanierung der Calörtscherstrasse ist für eine nach­hal­ti­ge Bewirtschaftung der Schutzwälder im Gebiet Calörtsch, aber auch für die Sicherheit der Landwirtschafts- und Forstfahrzeuge und für die Zubringer zum ganz­jäh­rig bewohn­ten Gebiet unum­gäng­lich. Durch den Ausbau der Strasse ist eine Tragfähigkeit von 28 Tonnen für die prak­tisch aus­schliess­li­che Nutzung von Landwirtschafts- und Forstfahrzeugen gewähr­lei­stet. Gemäss gel­ten­der Waldordnung für das Gebiet ist das Befahren der Waldwege nur zu forst- und land­wirt­schaft­li­chen Zwecken sowie für die gestat­te­ten Ausnahmen laut eid­ge­nös­si­schem und kan­to­na­lem Waldgesetz erlaubt.

Der Schutzwald ist eine natür­li­che, kosten­gün­sti­ge und nach­hal­ti­ge Infrastruktur vor Lawinen, Steinschlag und Muren. Schutzwälder ver­mei­den zudem Erosion, sichern die Qualität des Trinkwassers und ver­rin­gern die Hochwassergefahr. Nur der gepflegt und bewirt­schaf­te­te Schutzwald ermög­licht die dau­er­haf­te Besiedlung und die siche­re Benützung von Infrastruktur in vie­len Teilen des Alpenraumes. Dazu sind ent­spre­chend aus­ge­bau­te Strassen notwendig.

Die Gemeinde Safiental muss die Strasse drin­gend sanie­ren. Die Gemeinde gehört nach wie vor zu den ver­schul­de­ten Gemeinden im Kanton Graubünden und ist des­halb auf finan­zi­el­le Hilfe von Dritten ange­wie­sen. Aus den erwähn­ten Gründen kön­nen wir Ihnen das Projekt für einen finan­zi­el­len Beitrag sehr empfehlen.

An die­ses Projekt konn­ten wir bereits Spenden in der Höhe von Fr. 424’400.-- vermitteln.