Walderschliessung Jenisberg
Bergün Filisur GR
Die Gemeinde Bergün Filisur ist am 1. Januar 2018 als Fusionsgemeinde aus den ursprünglich zwei selbständigen Gemeinden Bergün/Bravuogn und Filisur entstanden. In Bergün Filisur werden die zwei Amtssprachen Deutsch und Rätoromanisch gesprochen. Filisur wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend germanisiert. 1914 wurde Deutsch zur Hauptsprache in Filisur und löste damit das Romanische ab. In Bergün sprechen heute nur noch ca. 10 % rätoromanisch, den «Bargunsegner» Dialekt. Der Rest ist deutschsprachig.
Zum Ort Bergün gehören auch die beiden Fraktionen Stugl/Stuls und Latsch sowie die beiden Weiler Preda (mitsamt Maiensäss Naz) und Chants. Das Gebiet von Bergün umfasst nebst Seitentälern den gesamten Oberlauf der Albula und ist von Dreitausendern umgeben. Bergün ist die einzige grössere Siedlung im oberen Albulatal und liegt an der schon früher viel begangenen Passstrasse ins Oberengadin. «Purgünne», wie Bergün in Vergangenheit genannt wurde, war schon in prähistorischer Zeit bewohnt. Das älteste Dokument stammt aus dem Jahre 1188 - diese Jahreszahl ist im Chor der Kirche eingetragen. Die Siedlung hat den Charakter eines Strassendorfes und ist geprägt von einer grossen Anzahl stattlicher und sehr gut gepflegter Engadinerhäuser.
Filisur liegt inmitten der Berge und der Kurorte Davos, St. Moritz, Savognin und Lenzerheide und befindet sich auf der rechten Talseite oberhalb der Albula. Zu Filisur gehört auch der Weiler Jenisberg (1’504 m.ü.M.) am linken Abhang des Landwassertals, ein ehemaliges kleines Walserdorf. Der Weiler Zinols, welcher talabwärts zwischen Filisur und Alvaneu auf der orografischen linken Talseite der Albula liegt gehört ebenfalls zu Filisur.
Das Dorf mit seinen Häusern im Engadiner Baustil ist ein Strassendorf von nationaler Bedeutung. Durch den Bau der Rhätischen Bahn zwischen 1898 und 1909 ins Engadin und nach Davos wurde Filisur zu einem Verkehrsknotenpunkt. Nördlich des Dorfes überquert die Albulabahn den berühmten Landwasserviadukt, der den gleichnamigen Bach überspannt. Der 65 Meter hohe Viadukt mündet mit einem Radius von 100 Metern direkt in einen Tunnel.
In Filisur gab es bereits erste Siedlungen in der Bronzezeit. Dies belegen bronzezeitliche Fragmente, die gefunden wurden. Doch der Name Filisur selbst wird erstmals im Jahre 1262 als «villa Fallisour» erwähnt.
Bevölkerung
1930 | 727 Einwohner |
1960 | 696 Einwohner |
1980 | 759 Einwohner |
1990 | 940 Einwohner |
2000 | 1’009 Einwohner |
heute | 972 Einwohner |
Altersstruktur
0 - 15 Jahre | 116 Personen | 12 % |
16 - 65 Jahre | 649 Personen | 67 % |
über 65 Jahre | 207 Personen | 21 % |
Schulen
19 Kindergartenschüler | in Bergün | bis 8 km Entfernung |
39 Primarschüler | in Bergün und Filisur | bis 8 km Entfernung |
8 Real- und Sekundarschüler | in Tiefencastel | 22 km Entfernung |
4 Mittelschüler | in Samedan | 64 km Entfernung |
Gemeindefläche
Kulturland | 3’771 ha |
Wald | 5’239 ha |
Siedlungsfläche | 186 ha |
unproduktiv | 9’826 ha |
Total | 19’022 ha |
Bergün liegt auf 1’367 m.ü.M. und Filisur auf 1’032 m.ü.M. Beide Dörfer befinden sich in den Bergzonen III und IV und haben grosse Sömmerungsgebiete.
Erwerbsstruktur
17 | hauptberufliche Landwirtschaftsbetriebe |
16 | Forstwirtschaft |
47 | Handwerk und Industrie |
84 | Dienstleistungssektor |
48 | Pendler aus der Gemeinde |
21 | Pendler in die Gemeinde |
Vereine
28 Vereine sorgen für den Zusammenhalt im Dorf. Die Einwohner können sich in den verschiedensten Vereinen wie Musikgesellschaft, Theatergruppe, Frauenverein, Sportvereine, Stiftung Bahnmuseum und viele mehr aktiv beteiligen.
Tourismus
In Bergün Filisur, im Herzen von Graubünden, kann man das ganze Jahr abwechslungsreiche Urlaubstage verbringen. Die malerischen und intakten Dorfbilder sowie die wunderschöne Berglandschaft erfreuen Sportler und Ruhesuchende zugleich. Das UNESCO-Bahnland ist ein Paradies für Entdecker.
Im Winter sorgen zwei Schlittelpisten sowie das Schneesportgebiet Darlux für Wintersportvergnügen. Schneeschuhwanderer fühlen sich hier ebenfalls wohl, und Loipen, Winterwanderwege, Curling und ein Eisplatz runden das Wintersport-Angebot ab.
Im Sommer locken Wander- und Themenwege wie der bekannte Bahnerlebnisweg Preda - Bergün oder der beliebte Heidiweg. Die spektakuläre Albulabahn, das Herzstück der UNESCO-Linie RhB Albula / Bernina windet sich durch Kehrtunnels, durch Galerien und turmhohe Viadukte. Auf einer Strecke von 8 km begleitet der Bahnerlebnisweg die eindrückliche und interessante Albulastrecke. Am (fast) massstabgetreuen Modell im Ortsmuseum können Bahnbegeisterte bei Modelleisenbahnvorführungen einen Überblick über die auf den ersten Blick recht verwirrende Linienführung der Albula-Bahnstrecke gewinnen.
In einem der 10 Hotels mit insgesamt 400 Hotelbetten, 420 Ferienwohnungen und 315 Ferienhäuser kann übernachtet werden. Für Lager und grössere Gruppen bieten sich zwei Unterkünfte an, und die 11 Restaurants sorgen für das leibliche Wohl.
Die finanzielle Lage der Gemeinde 2022
Nettovermögen pro Kopf | Fr. | 12’441.51 |
Steuereinnahmen pro Kopf inkl. Sondersteuern | Fr. | 5’744.39 |
Einnahmenüberschuss | Fr. | 2’209’785.38 |
Abschreibungen | Fr. | 481’848.05 |
Finanzausgleichsbeitrag | Fr. | 495’678.35 |
besondere Einnahmen (Wasserzinsen, EW, Kies usw.) | Fr. | 1’500’007.99 |
Gemeindesteuerfuss | 115 % | |
Höchster Steuerfuss im Kanton | 130 % | |
Niedrigster Steuerfuss im Kanton | 30 % |
Direkte Bundessteuer pro Kopf 2019:
Gemeinde Bergün Filisur | Fr. | 470.-- |
Kanton Graubünden | Fr. | 1’102.-- |
Schweiz | Fr. | 1’372.-- |
Zur Fusion auf den 1. Januar 2018 hatte der Kanton mit einem Entschuldungsbeitrag von Fr. 8’000’000.--, einer Förderpauschale von Fr. 615’000.-- und einem zweckgebundenen Beitrag von Fr. 225’000.-- einen grossen materiellen Beitrag geleistet. Gleichwohl zeichnete sich ab, dass die finanzielle Lage auch der neuen Fusionsgemeinde angespannt bleiben wird. Der Regierungsrat hatte bereits 2017 beschlossen, dass die seit dem 1. Januar 2016 wirksame finanzaufsichtsrechtliche Interventionsstufe zwei durch das Amt für Gemeinden für die beiden Ursprungsgemeinden auch für die Fusionsgemeinde bis auf weiteres aufrechterhalten bleibt. Mittlerweile hat der Regierungsrat am 4. Februar 2020 die Gemeinde Bergün Filisur rückwirkend per 1. Januar 2020 aus der besonderen Finanzaufsicht entlassen. Die guten Rechnungsabschlüsse der vergangenen Jahre und die entspannte Finanzlage können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein grosser Nachholbedarf an notwendigen Investitionen besteht.
Das sehr gute Jahresergebnis 2022 ist auf Sondervorkommnisse zurückzuführen. Allein bei den Liegenschaftssteuern wurden Fr. 9’714’000.-- mehr eingenommen als budgetiert. Grund dafür ist die rückwirkende, dreijährige Veranlagung der juristischen Personen durch die Kantonale Steuerbehörde. Die Gemeinde hat keinen Einfluss auf den zeitlichen Ablauf.
Zum Projekt
Ausgangslage
Die ganzjährig bewohnte Siedlung Jenisberg und die umliegenden Wälder sowie die Jenisberger Alp werden durch eine Fahrstrasse ab Bahnhof Wiesen erschlossen. Sowohl die Steinbogenbrücke über das Landwasser wie auch die Strasse bis Jenisberg sind anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts erbaut worden. Seither sind mehrmals, so unter anderem auch in den 1960er Jahren im Rahmen des Kraftwerkbaus, einige Verbesserungen an der Strasse ausgeführt worden.
Zur Sicherstellung der Bewirtschaftung der 147 ha Wald, wovon 63 ha Schutzwald, und der Landwirtschaftsflächen von Jenisberg hat die damalige Gemeinde Filisur im Jahr 2000 ein Integralprojekt bestehend aus einem Teil Erschliessungen und einem Teil Schutzbauten ausgearbeitet. 2005 hat die Regierung dieses Projekt mit einem Kostenvoranschlag von Fr. 1’760’000.-- genehmigt. Bereits 2010 zeigte sich aber, dass die ausgeführten und noch geplanten Massnahmen nicht genügen, um die erforderliche Fahrsicherheit und die erwünschte Gebrauchstauglichkeit der Erschliessung zu gewährleisten. Dies veranlasste die damalige Gemeinde Filisur, ein Ergänzungsprojekt auszuarbeiten.
Mit dem Ergänzungsprojekt «Walderschliessung Jenisberg» wird die Zufahrt bis Jenisberg verbessert und sicherer gemacht durch die Befestigung von Wendeplatten und durch punktuelle Verbesserungen von instabilen Strassenböschungen. Weiter wird der bestehende Weg zum Müliwald zum Waldweg ausgebaut, auf welchem das aus der Schutzwaldpflege anfallende Holz mittels Traktorenzug abgeführt werden kann. Und schliesslich soll auch der Weg zur Alp Jenisberg durch punktuelle Verbesserungen zum Jeepweg (2.5 m Fahrbahnbreite) ausgebaut werden, damit die Bewirtschaftung des Schutzwaldes sichergestellt ist.
Massnahmen
Die Zufahrtsstrasse nach Jenisberg soll durchgehend für den Holztransport mit Forsttaktor und Anhänger befahrbar sein. Dazu sind neben ergänzenden Massnahmen Anpassungen der Kurvenradien erforderlich. Schwerpunkt dieses Ausbaus bildet die Instandsetzung und leichte Verbreiterung der Bogenbrücke über die Landwasser. Die Fahrbahn muss um 0.5 m auf 3.5 m verbreitert werden, und sowohl die Tragfähigkeit als auch die Gebrauchstauglichkeit müssen von 13 auf 18 t erhöht werden. Bei der Brücke handelt es sich um ein schützenswertes Bauwerk. Die Sanierungsmassnahmen werden unter Mitwirkung der Denkmalpflege ausgeführt.
Der Bannwald oberhalb von Jenisberg wird durch einen Basisweg für den Seilkraneinsatz erschlossen und am Jeepweg zur Jenisberger Alp werden die notwendigsten Erhaltungsmassnahmen ausgeführt sowie die gravierensten Engpässe behoben. Linienführung und Fahrbahnbreite bleiben bestehen.
An der Gemeindeversammlung vom 13. Dezember 2017 war durch die damalige Gemeinde Filisur ein Verpflichtungskredit von Fr. 2’200’000.-- für das Gesamtprojekt genehmigt worden. Mit der Unterzeichnung der Bauerklärung vom 29. Januar 2018 hat schliesslich auch die fusionierte Gemeinde Bergün Filisur bekräftigt, das vorliegende Ergänzungsprojekt auszuführen. Nachdem sich nun eine Kostenüberschreitung gegenüber dem ursprünglich genehmigten Verpflichtungskredit abzeichnete, hat die Gemeinde an ihrer Versammlung vom 24. August 2023 einen Nachtragskredit von Fr. 1’500’000.-- genehmigt.
Mit den Arbeiten wurde im Sommer 2023 begonnen, und mit dem Abschluss des Projektes rechnet man im Jahr 2025.
Kosten und Finanzierung
Die Kosten sehen gemäss Aufstellung wie folgt aus:
ursprüngliche Gesamtkosten | Fr. | 1’600’000.-- |
Nachtragskredit | Fr. | 1’500’000.-- |
Gesamtkosten | Fr. | 3’100’000.-- |
Die Finanzierung ist folgendermassen vorgesehen:
Total Kosten | Fr. | 3’100’000.-- |
./. Subventionsbeitrag Kanton 71 % von Fr. 3’100’000.-- | Fr. | 2’201’000.-- |
Restkosten | Fr. | 899’000.-- |
Die Wälder im Projektgebiet schützen die Siedlung Jenisberg sowie deren Zufahrt vor Lawinen, Steinschlag, Rutschungen und Hochwasser. Daneben erfüllen diese Wälder teilweise auch eine wichtige Holzproduktionsfunktion. Für die Erfüllung dieser Waldfunktionen ist eine entsprechende und nachhaltige Pflege und Bewirtschaftung der Wälder notwendig. Dank der Umsetzung der im Ergänzungsprojekt definierten Massnahmen wird die Zufahrt zum ganzjährig bewohnten Weiler Jenisberg, zu den landwirtschaftlichen Nutzflächen und zur Jenisberger Alp verbessert und für die Benutzer sicherer.
Aus den genannten Gründen können wir Ihnen eine Hilfeleistung sehr empfehlen.
Bis heute konnten wir für dieses Projekt Spenden in der Höhe von Fr. 105’600.-- entgegennehmen.