Sanierung der Alpe Monti di Angone - Crastumo
Faido TI
Faido liegt in der grünen Talsohle im Zentrum der Leventina an der wichtigsten Bahn- und Strassenachse Europas. Die gute Erreichbarkeit dieses Bergdorfes sorgte bereits im 19. Jahrhundert dafür, dass Faido zu einem bevorzugten Ferienort des Mailänder Grossbürgertums und Adels wurde.
Imposante – und heute geschlossene – Hotels und Villen im Liberty-Stil sind offenkundige Zeugen dieser ruhmreichen Vergangenheit. Die goldene Zeit des Tourismus in Faido erreichte ihren Höhepunkt gegen Ende der Belle Epoque: 1913 war ein Aufenthalt in Faido teurer als in St. Moritz!
Heute liegt der wahre Reichtum von Faido in seinen zahlreichen Naturschönheiten. Der Piumogna-Wasserfall ist ein faszinierendes Schauspiel, das sowohl zu Fuss ab dem Bahnhof als auch mit dem Auto leicht erreichbar ist. Eindrücklich sind auch die Berge hoch über dem Dorf. Der Pizzo Pettine, der Pizzo Molare, der Pizzo Forno und natürlich die Ortschaft Carì, die wegen ihres sonnenverwöhnten Skigebiets bekannt ist, bieten sich als Ziele unvergesslicher Bergtouren an.
Im Frühjahr 2004 haben die Einwohner von Faido die Fusion ihrer Gemeinde mit Chiggiogna, Osco, Mairengo, Calpiogna, Campello, Rossura, Calonico, Anzonico, Cavagnago und Sobrio in einer Volksabstimmung angenommen. Zur Gemeinde gehört seit 2005 auch das Bergdorf Aldescio, das auf 1’550 m.ü.M. an einem Südhang oberhalb von Chiggiogna liegt.
Da aber die meisten Gemeinden das Fusionsbegehren verworfen haben, wird die neue Gemeinde zunächst nur aus Faido, Chiggiogna, Rossura und Calonico gebildet. Am 5. Juni 2005 wurde die neue Fusionsvorlage in einer Volksabstimmung angenommen und auf den 29. Januar 2006 erfolgte der rechtskräftige Zusammenschluss. Am 1. April 2012 fusionierte Faido mit den Gemeinden Anzonico, Calpiogna, Campello, Cavagnago, Chironico, Mairengo und Osco. Durch die Fusion erhöhte sich die Einwohnerzahl von 1’527 Einwohnern (Stand Ende 2005, alte Gemeinde) auf fast 3’000 Einwohner (neue Gemeinde Faido). Am 10. April 2016 fusionierte Faido mit Sobrio.
Das Gemeindegebiet von Anzonico erstreckt sich vom Flusslauf des Ticino auf etwa 570 m zu den Kreten des Motto Crostel und Piz Erra auf 2’416 m hinauf und grenzt dort östlich ans Bleniotal. Nördlich liegt Calonico und Rossura, südlich Cavagnago und westlich (am gegenüberliegenden Talhang) Chironico. Das Gebiet von Anzonico ist charakterisiert durch die Hänge und Terrassen, teils natürlich, teils in früheren Zeiten für die bessere Bewirtschaftung der Felder künstlich geschaffen. Die Exposition der landwirtschaftlichen Flächen ist gegen Süd-Westen und damit gut besonnt, aber teilweise sehr trocken und empfindlich auf Dürreperioden.
Das Dorf Anzonico wurde 1126 als Ançonego erstmal erwähnt. 1802 gehörte Anzonico zu den zehn Gemeinden der Leventina, welche die Vereinigung des Tales mit Uri und nicht mit dem neuen Kanton Tessin verlangten.
Seit 1850 entvölkerte sich Anzonico zunehmend. Die zahlreichen dadurch entstandenen leeren Rustici sind zu Ferienwohnungen umgebaut worden.
Das Dorfbild von Anzonico ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) von nationaler Bedeutung eingestuft.
Bevölkerung
1930 | 3’489 Einwohner |
1960 | 3’657 Einwohner |
1980 | 3’727 Einwohner |
1990 | 3’306 Einwohner |
2000 | 3’206 Einwohner |
heute | 2’905 Einwohner |
Altersstruktur
0 - 15 Jahre | 455 Personen | 16 % |
16 - 65 Jahre | 1’731 Personen | 59 % |
über 65 Jahre | 719 Personen | 25 % |
Schulen
64 Kindergartenschüler | in Faido und Chironico | bis 15 km Entfernung |
243 Primarschüler | in Faido | bis 15 km Entfernung |
30 Mittelschüler | in Bellinzona | 50 km Entfernung |
Gemeindefläche
Landwirtschaftliche Nutzfläche | 1’898 ha |
Wald | 6’920 ha |
Siedlungsfläche | 437 ha |
Unproduktiv | 3’998 ha |
Total | 13’253 ha |
Die Ortschaft Anzonico liegt auf 715 m.ü.M. Die Gemeinde Faido befindet sich zwischen 454 und 3’069 m.ü.M. in den Bergzonen III und IV und hat Sömmerungsgebiete.
Erwerbsstruktur
42 | hauptberufliche Landwirtschaftsbetriebe |
5 | Forstwirtschaft |
46 | Handwerk und Industrie |
154 | Dienstleistungssektor |
1’496 | Pendler aus der Gemeinde |
1’055 | Pendler in die Gemeinde |
Vereine
In 23 Vereinen im Bereich Musik, Sport und Kultur können die Einwohner mitmachen.
Tourismus
Faido verfügt über 467 Hotelbetten in 16 Hotels, 1’559 Ferienhäuser und -wohnungen, 17 Restaurants, 7 Gruppenunterkünfte und 4 Seilbahnen. Anzonico selbst bietet einen sanften Wandertourismus an.
Die finanzielle Situation der Gemeinde
Nettoverschuldung pro Kopf 2021 | Fr. | 5’323.53 |
Steuereinnahmen pro Kopf 2021 | Fr. | 2’289.12 |
Besondere Einnahmen 2021 | Fr. | 1’075’537.98 |
Einnahmenüberschuss 2021 | Fr. | 317’245.10 |
Abschreibungen 2021 | Fr. | 485’571.10 |
Finanzausgleichsbeiträge 2021 | Fr. | 3’168’435.-- |
Steuerfuss | 100 % | |
Höchst möglicher Steuerfuss im Kanton | 100 % | |
Niedrigster Steuerfuss im Kanton | 58 % |
Direkte Bundessteuer pro Kopf 2019:
Gemeinde Faido | Fr. | 470.-- |
Kanton Tessin | Fr. | 1’287.-- |
Schweiz | Fr. | 1’372.-- |
Finanzielle Lage des Patriziato di Anzonico
Das Patriziato di Anzonico zählt 88 Patrizi. Der Beitrag an den Fondo Patriziale betrug im Jahr 2021 Fr. 409.--. Per Ende 2021 weist die Jahresrechnung folgende Zahlen aus:
Einnahmen | Fr. | 78’878.97 |
Ausgaben | Fr. | 80’605.97 |
Verlust | Fr. | 1’727.-- |
Flüssige Mittel per Ende 2022* | Fr. | 72’960.20 |
Eigenkapital per Ende 2022 | Fr. | 224’675.73 |
Zum Projekt
Die Alpen Angone und Crastumo befinden sich in der mittleren Leventina oberhalb Lavorgo und Calonico auf 1’500 m.ü.M. bis 2’300 m.ü.M., mit Südexposition, und werden mit ca. 70 Kühen der örtlichen Bauern bestossen. Die Kühe werden sowohl auf der Alp Angone als auch auf der Alp Crastumo gemolken. Auf der Alp Angone werden verschiedene Milchprodukte hergestellt, vor allem aber ca. 700 Laibe Alpkäse DOP. Die Alpen Angone und Crastumo verfügen ausserdem je über ein Gebäude, die dem Bewirtschafter und den Hirten als Unterkunft dienen.
Derzeit wird die Milch von der Alp Crastumo in speziellen Tanks über die Strasse zur Alp Angone transportiert. Jedoch ist diese Art von Lieferung für die Qualität der Milch nicht optimal. Um zudem einen sicheren Milchtransport zu ermöglichen, muss die Strasse ständig Instand gehalten werden. Deshalb wird eine Milchpipeline zur Käserei auf Angone erstellt. Die Pipeline wird einen höheren Wasserverbrauch erfordern, weil die Leitung ständig mit Wasser gespült werden muss, damit diese hygienisch und sauber bleibt. Und weil die Wasserversorgung in Bezug auf Qualität und Quantität immer wieder Probleme bereitet, muss auch gleich die Wasserversorgung saniert werden.
Bis jetzt wurde die auf den Alpen Angone und Crastumo benötigte elektrische Energie anhand von Dieselgeneratoren erzeugt. Inzwischen haben diese die Nutzungsdauer erreicht, sind sehr störungsanfällig geworden und auch nicht mehr zeitgemäss. Als langfristige Lösung sollen die Alpen an das Stromnetz von Calonico angeschlossen werden.
Ebenfalls erfordern neue Bestimmungen den Bau eines Systems zur Lagerung und Entsorgung der anfallenden Molke. Mit der Umsetzung der vorgesehenen Arbeiten wird die Einhaltung der geltenden Vorschriften zum Gewässerschutz gewährleistet.
Folgende Arbeiten und Massnahmen müssen umgesetzt werden:
Milchleitung
Die Länge der Milchleitung beträgt 1’275 m und hat einen Durchmesser von 12 mm. Zusammen mit der Trinkwasser- und der Elektrizitätsleitung wird sie in ein 80 mm-Rohr eingezogen. Um jeglichen Bakterienbefall zu verhindern, fliesst nach dem Milchtransport ständig Trinkwasser durch die Milchleitung.
Trinkwasserversorgung
Es wird unterschieden zwischen Trink- und Industriewasser. Das Trinkwasser wird auf 2’015 m.ü.M. gefasst und über eine neue Leitung bis ins Reservoir der Alpe Crastumo geführt. Das Industriewasser wird auf 1’880 m.ü.M. gefasst. Die Trinkwasserleitung wird 1’875 m lang sein und die Länge der Industriewasserleitung beträgt 1’275 m. Der Durchmesser beträgt für beide Leitungen 63 mm. Dies ermöglicht einen optimalen Wasserhaushalt. Die Nutzung ist ausschliesslich für die Landwirtschaft.
Energieversorgung
Als Ersatz für die reparaturanfälligen und in die Jahre gekommenen Dieselgeneratoren wird auf Angone und Crastumo eine neue elektrische Anlage erstellt. Die Arbeiten erfolgen in vier Etappen:
Etappe 1: Calonico-Monte Angone: 990 m in der Luft und 1’450 m im Strassenkörper der Pizzo Erra-Strasse
Etappe 2: Monte di Angone-Alpe Angone: 95 m im gleichen Rohr wie die Wasser- und Milchleitung
Etappe 3: Monte Angone-Frageira: 1’180 m im gleichen Rohr wie die Wasser- und Milchleitung
Etappe 4: Frageira-Alpe Crastumo: 600 m im gleichen Rohr wie die Wasser- und Milchleitung
Lagerung und Entsorgung der Molke
Für die Lagerung und die Entsorgung der Molke sind in Angone der Einbau von drei vorfabrizierten Becken sowie eine neue Leitung von der Käserei vorgesehen.
Der Kredit und das Projekt wurden an den Patriziatsversammlungen vom 9. Juli 2018 und vom 29. August 2022 beschlossen und genehmigt.
Die Arbeiten wurden bereits in Angriff genommen und können voraussichtlich im Herbst 2024 abgeschlossen werden.
Kosten und Finanzierung
Die Kosten setzen sich gemäss Zusammenstellung wie folgt zusammen:
Regiearbeiten | Fr. | 89’400.-- |
Baustelleneinrichtung | Fr. | 83’600.-- |
Abrisse | Fr. | 14’000.-- |
Grabarbeiten | Fr. | 414’200.-- |
Umgebungsarbeiten | Fr. | 24’000.-- |
Asphaltbelag | Fr. | 13’000.-- |
Versorgungsleitung | Fr. | 352’700.-- |
Elektrische Arbeiten und Anlagen | Fr. | 445’000.-- |
Anpassung und Erneuerung an den Quellfassungen | Fr. | 130’000.-- |
div. Honorare | Fr. | 255’200.-- |
Unvorhergesehenes | Fr. | 363’900.-- |
MwSt. | Fr. | 168’600.-- |
Gesamtkosten | Fr. | 2’353’600.-- |
Die Finanzierung ist folgendermassen vorgesehen:
Gesamtkosten | Fr. | 2’353’600.-- |
./. Subvention Kanton | Fr. | 839’376.-- |
./. Subvention Bund | Fr. | 561’571.-- |
./. Beitrag Bund für Molke* | Fr. | 20’000.-- |
./. Landwirtschaftskredit | Fr. | 183’500.-- |
./. Beitrag Fondo Aiuto patriziale | Fr. | 150’000.-- |
./. Beitrag Ente Regionale di Sviluppo | Fr. | 50’000.-- |
./. Beiträge Private** | Fr. | 300’000.-- |
Restkosten | Fr. | 249’153.-- |
** Die Verträge sind in Vorbereitung.
Die Alp wird als wirtschaftlich nachhaltig bewertet und wird wahrscheinlich langfristig weiterbestehen. Zudem stellt sie das Alpprodukt Käse her und verkauft es vor Ort.
Damit die Arbeitsabläufe auf den Alpen verbessert werden können und die Kontinuität gewährleistet werden kann, müssen eine neue Milch-, Strom- und Wasserleitung sowie ein neues System für die Lagerung und Entsorgung der Molke erstellt werden. Beim vorliegenden Projekt handelt es sich um eine absolut notwendige Investition, um die Zukunft der Alp bzw. der Bauern, die einen wichtigen Teil der lokalen Wirtschaft darstellen, zu sichern.
Gleichzeitig läuft auch ein forstliches Projekt zur Wiederherstellung von 33.5 ha Lärchenweidwald, damit die Weideflächen der Alpen vergrössert und verbessert werden.
Die grosse Initiative des Patriziato di Anzonico ist absolut unterstützungswürdig. Daher können wir Ihnen eine Hilfeleistung an dieses Projekt wärmstens empfehlen.
Bis heute konnten wir für dieses Projekt Spenden in der Höhe von Fr. 121’580.-- entgegennehmen.