Hochwasserschutz Aegina in Ulrichen
Obergoms VS
Mitten in der Natur in einer weiten Talebene, dort wo die Rhone entspringt und die Pässe Furka, Grimsel und Nufenen aufeinandertreffen, befindet sich die heutige Gemeinde Obergoms, die aus der Fusion der drei Gemeinden Oberwald, Obergesteln und Ulrichen entstanden ist. Auch die Burgergemeinden Oberwald, Obergesteln und Ulrichen wurden unter dem Namen «Burgergemeinde Obergoms» zu einer einzigen Burgergemeinde zusammengeschlossen.
Das Obergoms ist ein malerisches Tal, liegt im oberen Teil des Wallis, unterhalb des Rhonegletschers am Oberlauf der Rhone und umfasst das hinterste Rotten-/Rhonetal zwischen Ulrichen und Gletsch. Hier kann man den Charme der traditionellen Dörfer und die Schönheit der schneebedeckten Berge geniessen. Durch die Matterhorn-Gotthard-Bahn ist die Gemeinde Obergoms ins öffentliche Verkehrsnetz eingebunden. Alle drei Dörfer verfügen über einen eigenen Bahnhof an der Strecke. In Oberwald befindet sich zudem die Verladestelle für den Autoverlad durch den Furka-Basistunnel nach Realp im Kanton Uri. Die Gemeinde Obergoms ist ausserdem Ausgangspunkt der drei Passstrassen über den Grimsel-, den Furka und den Nufenenpass und des Wegs über den Griespass. Von Oberwald aus fährt seit 2011 im Sommer die Dampfbahn über die alte Furka-Bergstrecke nach Realp im Kanton Uri.
Der Name Oberwald kommt von «Wald - Über dem Wald» und trägt im ersten Wappen aus dem Jahre 1786 ein «W» in einem Herz mit überhöhtem Kreuz, was Wald bedeutet. Das Dorf wird erstmals 1419 urkundlich erwähnt. Obergesteln, vom lateinischen «Castellum superius» (befestigter Stützpunkt) hergeleitet, ist ein Kind der römischen Präsenz. An der wichtigen Verkehrslinie Haslital-Grimsel-Obergesteln-Gries-Oberitalien gelegen, erhielt das Dorf eine grosse Bedeutung als Umschlagplatz. Ulrichen - «Uerliche» - gilt als das älteste Dorf des Obergoms und liegt am Fusse des Nufenen- und des Griespasses.
Bevölkerung
1980 | 850 Einwohner |
1990 | 668 Einwohner |
2000 | 746 Einwohner |
heute | 645 Einwohner |
Altersstruktur
0 - 15 Jahre | 75 Personen | 12 % |
16 - 65 Jahre | 390 Personen | 60 % |
über 65 Jahre | 180 Personen | 28 % |
Schulen
2 Kindergartenschüler | in Münster | 5 - 10 km Entfernung |
22 Primarschüler | in Münster | 5 - 10 km Entfernung |
20 Real- und Sekundarschüler | in Münster | 5 - 10 km Entfernung |
8 Mittelschüler | in Brig | 40 - 45 km Entfernung |
Gemeindefläche
Wald | 1’671 ha |
Landwirtschaftliche Nutzfläche | 3’749 ha |
Siedlungsfläche | 190 ha |
Unproduktiv | 9’974 ha |
Total | 15’584 ha |
Das Dorf Oberwald liegt auf 1’368 m.ü.M., Ulrichen auf 1’346 m.ü.M. und Obergesteln auf 1’354 m.ü.M. Das Gemeindegebiet befindet sich in der Bergzone IV und im Sömmerungsgebiet. Höchster Punkt von Obergoms ist der Galenstock mit 3’586 m.ü.M.
Erwerbsstruktur
14 | Landwirtschaftsbetriebe im Hauptberuf |
3 | Landwirtschaftsbetriebe im Nebenberuf |
1 | Forstwirtschaft |
10 | Handwerk und Industrie |
20 | Dienstleistungssektor |
30 % | Pendler aus der Gemeinde |
wenige | Pendler in die Gemeinde |
Vereine
In Obergoms gibt es 21 Vereine, in denen man sich beteiligen kann: Ackerkulturlandschaft, Cäcilienchor, Damenturnverein, FC Galenstock, Feuerwehr, Frauen- und Mütterverein, Gletscherköche, Jugendverein, Samariter, Obergoms Impuls, Pro Historia, Skiclub, Theaterverein, Trichler usw.
Tourismus
Ob man lieber Langlaufen, Wandern oder Radfahren mag, für jeden Besucher gibt es etwas Passendes. Man kann auch das reiche kulturelle Erbe der Region erkunden. Obergoms ist ein perfektes Ziel für Naturliebhaber und Abenteuersuchende. Langläufer und Wanderer finden im schneesicheren Obergoms ideale Bedingungen für ein unvergessliches Wintererlebnis. Das alpine Hochtal ist bekannt für seine 100 km hervorragend präparierten Loipen.
Im Sommer finden Wanderlustige im Obergoms mit seinen über 400 km markierten Wanderwegen von Gebirgs-, Gletscher- und Passwanderungen bis zu gemütlichen Talwanderungen alles, was das Wanderherz begehrt. Der 26 km lange Naturradweg und diverse Mountainbike-Trails laden ein, die Gegend mit dem Fahrrad zu erkunden. Einen Hauch von Abenteuer vermittelt das Riverrafting auf der jungen Rhone oder ein Maultier- oder Lamatrekking auf schmalen Saumpfaden. Eine Erlebnisfahrt mit der nostalgischen Dampfbahn auf der Furka-Bergstrecke bietet Jung und Alt ein Spektakel ganz besonderer Art.
Den Gästen stehen 16 Hotels mit 640 Hotelbetten, 9 Restaurants, 2 Ferienhäuser sowie 1’086 Ferienwohnungen, 3 Gruppenunterkünfte und ein Campingplatz zur Verfügung.
Die finanzielle Situation
Nettovermögen pro Kopf 2022 | Fr. | 7’691.69 |
Steuereinnahmen pro Kopf 2022 | Fr. | 5’421.42 |
Ertragsüberschuss 2022 | Fr. | 1’736’918.-- |
Abschreibungen 2022 | Fr. | 799’964.-- |
Finanzausgleichsbeiträge 2022 | Fr. | 326’755.-- |
Besondere Einnahmen | Fr. | 489’363.-- |
Steuerfuss 2022 | 1.1 | |
Höchstmöglicher Steuerfuss im Kanton | 1.5 |
Direkte Bundessteuer pro Kopf 2021:
Gemeinde Obergoms | Fr. | 510.-- |
Kanton Wallis | Fr. | 1’185.-- |
Schweiz | Fr. | 2’170.-- |
Zum Projekt
Die Aegina ist ein Gebirgswildbach und kommt von der italienischen Grenze beim Griesgletscher und vom Nufenenpass. Entlang der Aegina befinden sich grosse, teils bebaute Gebiete in Bereichen mittlerer sowie erheblicher Gefährdung durch Hochwasser. Sie sind nicht oder nur eingeschränkt nutzbar. Grund dafür ist der erosionsgefährdete Damm am rechten Ufer der Aegina.
In den vergangenen Jahrhunderten sind mehrere Hochwasser über die Aegina auf ihrem Schüttkegel dokumentiert. Speziell zu erwähnen ist das Hochwasser vom 27./28. August 1834. Damals wurden ca. 180 ha fruchtbares Land verschlammt und teilweise zerstört. Danach traten keine bedeutenden Hochwasser mehr auf. Ab 1987 hat sich dies aber schlagartig geändert. Am 24. August 1987 traten Schäden in verschiedenen Regionen im Goms auf. In den folgenden Jahren wurden weitere Hochwasser beobachtet. Die Erfahrungen bei den vielen Hochwasserabflüssen zeigten, dass durch Hochwasser jeweils bedrohlich hohe Wasserspiegellagen in der Aegina in der Flachstrecke unterhalb des Weilers Loch erreicht werden. Baumaschinen wurden mehrmals aufgefahren, um Schwemmholz zu entfernen und Kiesablagerungen zu reduzieren. Die Gebäude im «Zum Loch» wurden mehrmals durch Hochwasserereignisse und auch durch Lawinenereignisse beschädigt.
Der Projektperimeter beginnt im Gebiet oberhalb es Weilers «Zum Loch», unterhalb der markanten Rechtskurve der Aegina, und reicht bis zur Mündung in den Rotten. Im Gebiet «Zum Loch» befinden sich links- und rechtsufrig einzelne Gebäude in Gerinnenähe. Unterhalb des Weilers «Zum Loch» grenzt linksufrig der Hang direkt an das Gerinne, während rechts an die durch Kiesabbau entstandene und bebaute Mulde an das Gerinne grenzt. Das Niveau der Mulde ist grösstenteils tiefer als das Sohlenniveau der Aegina. Schutzdefizite bestehen beidseitig der Aegina, sie sind zum Teil durch eine erhebliche Gefährdung betroffen.
Im Rahmen des Projektes wurde aber auch das flussaufwärts liegende Einzugsgebiet untersucht und bei der Definition der massgebenden Szenarien berücksichtigt. Die Aegina entspringt dem Diestelsee oberhalb des Lengtals und entwässert ein Gebiet von rund 36.6 km² (davon sind 20 % vergletschert). Die mittlere Höhe des Einzugsgebietes beträgt 2’418 m.ü.M. und reicht von 1’345 m.ü.M. bis 3’374 m.ü.M.
Ziel des Projektes ist der Ausbau der Aegina auf ein hunderjähriges Ereignis (HQ100) und eine Reduktion der Gefährdung des Siedlungsgebiets im Überlastfall.
Das Projekt beinhaltet die Erhöhung der Ufer, die Abflachung der luftseitigen Böschung, eine Überströmsicherung des bestehenden Dammes und ein als Wiesengewässer ausgestattetes Sekundärgerinne am Fuss der Böschung. Weiter sind zur Reduktion des Verklausungsrisikos und zur Sicherstellung der Abflusskapazität Anpassungen an den bestehenden Brücken sowie ein partieller Schwemmholzrückhalt im Oberlauf geplant. Aus Kapazitätsgründen sowie zur ökologischen Aufwertung sind lokal Uferabflachungen sowie Gerinneaufweitungen, insbesondere im Mündungsbereich der Aegina in den Rotten, vorgesehen.
Nebst den Zielen des Hochwasserschutzes ist auch die ökologische Entwicklung der Aegina von Bedeutung. Gegenüber dem Ist-Zustand wird eine Verbesserung des ökologischen Zustandes angestrebt werden. Zwar wird die Ökomorphologie als «wenig beeinträchtigt» klassiert, trotzdem besteht ein Potenzial für Aufwertungsmassnahmen, die möglichst im Gewässerraum der Aegina selbst realisiert werden sollen.
An der Gemeindeversammlung vom 16. Dezember 2021 wurde ein Kredit von 2.7 Mio. Franken genehmigt. Die Ausschreibung ergab dann, dass man bei der Projektierung völlig daneben lag mit den Kosten. Wegen Bauteuerung, überlasteter Unternehmen und nicht mehr funktionierender Lieferkette wurde alles viel teurer. Das Projekt wurde überarbeitet und neu ausgeschrieben. Das hat zur Folge, dass an der Gemeindeversammlung vom 27. September 2023 ein Nachtragskredit von 2.2 Mio. Franken beschlossen werden musste.
Die Arbeiten konnten am 1. Juni 2023 in Angriff genommen werden. Diese konnten bis Ende 2024 praktisch abgeschlossen werden.
Kosten und Finanzierung
Die aktuelle Kostenschätzung sieht wie folgt aus:
Baukosten | Fr. | 3’400’000.-- |
Honorare Ingenieur, Geologie, Umweltbaubegleitung | Fr. | 250’000.-- |
Dienststelle Naturgefahren | Fr. | 68’000.-- |
Aufforstung und Fischerei | Fr. | 9’000.-- |
Bewilligungen | Fr. | 10’000.-- |
Landerwerb, Vermarkung | Fr. | 500’000.-- |
MwSt. 8.1 % | Fr. | 343’200.-- |
Bisherige Planungskosten | Fr. | 317’000.-- |
Rundung | Fr. | 2’800.-- |
Gesamtkosten | Fr. | 4’900’000.-- |
Die Finanzierung ist folgendermassen vorgesehen:
Gesamtkosten | Fr. | 4’900’000.-- |
./. Subventionen Bund 35 % | Fr. | 1’715’000.-- |
./. Subventionen Kanton 35 % | Fr. | 1’715’000.-- |
./. Beitrag alpinfra | Fr. | 250’000.-- |
Noch zu finanzierender Restbetrag | Fr. | 1’220’000.-- |
Unwetter und Hochwasser können Schäden in Milliardenhöhe verursachen. Die finanziellen Folgen belasten Grund- und Hauseigentümer, Unternehmen, die Versicherungen und die öffentliche Hand.
Mit der Realisierung des Projektes wird die vormals mittlere bis erhebliche Gefährdung durch Hochwasser auf eine Restgefährdung reduziert. Durch die Abflachung der luftseitigen Böschung, das Sekundärgerinne sowie die geplanten ökologischen Aufwertungsmassnahmen wird aus ökologischer und landschaftlicher Sicht eine wesentliche Aufwertung der Aegina erreicht.
Eine Hilfeleistung an dieses Projekt können wir Ihnen wärmstens empfehlen.
Bis heute konnten wir für dieses Projekt Spenden von Fr. 723’560.-- in Empfang nehmen.