Zu Besuch in der Walliser Gemeinde Eischoll
Eine gutgelaunte Schar von rund 45 Gönnerinnen und Gönnern – Private sowie Vertreter von Stiftungen, Firmen und Vereinen – machte sich am Freitag, 21. Juni 2024, zusammen mit Vorstandsmitgliedern und Experten auf nach Eischoll. Die Vertreter der Oberwalliser Gemeinde zeigten ihnen auf eindrückliche Weise, wie sie ihre zahlreichen Aufgaben erfüllen.
Das Wetter hielt sich genau an die Vorhersage: regnerisch und grau. Nach 2 Stunden Zugfahrt von Zürich nach Visp konnten die Ausflügler den Zug verlassen und auf das Postauto umsteigen. Die Busfahrt auf der engen Bergstrasse von Visp via Bürchen und Unterbäch nach Eischoll gab bereits einen Eindruck, wie viel Aufwand mit dem Unterhalt der Infrastruktur verbunden ist. Hermann Brunner, alt Gemeindepräsident, gab einige Anekdoten zum Besten, unter anderem über den teils neckischen Wettbewerb, welche die schönste Oberwalliser Gemeinde sei. Aus Sicht der Eischler, wie sich die Bewohnerinnen und Bewohner von Eischoll nennen, kann es natürlich nur einen Sieger geben…
Langfristige Vertrauensbasis
Im Dorf wartete eine grosse Delegation auf uns: Neben dem Eischler Gemeinderat und dem Gemeindesekretariat waren auch die Gemeindepräsidenten der benachbarten Gemeinden anwesend, die damit ihrer Freude über den Besuch Ausdruck verliehen. Schnell zeigte sich, dass eine unserer Unterstützungen, die Erneuerung des Dorfplatzes, eine gute Investition war: Unter dem Zeltdach fand die ganze Gesellschaft vor dem Regen Platz. Die Kinder der Primarschule hoben sogleich zum beherzten Gesang an, worauf unser Vorstandsmitglied Walter Anderau in Stellvertretung des Präsidenten Werner Luginbühl die Gesellschaft begrüsste. Er erinnerte an die Aufgaben und Prinzipien der Schweizer Patenschaft für Berggemeinden, die sie seit über 80 Jahren wahrnimmt. Der Besuch, betonte er, sei ein wichtiger Tag für die langfristige Vertrauensbasis, und er bedankte sich bei den Gönnerinnen und Gönnern sowie bei den Verantwortlichen von Eischoll für ihr unermüdliches Engagement.
Strahlende Gesichter
Dann begab sich der Gemeindepräsident Fabian Brunner ans Rednerpult. Er zählte eine Reihe von Projekten auf, die dank der Unterstützung durch die Gönnerinnen und Gönner der Schweizer Patenschaft für Berggemeinden realisiert werden konnten, zum Beispiel die Sanierung des Dorfbachs und der Suone «Alti Süe», den Spielplatz oder etwa den Pausenplatz, der den Kindern grosse Freude bereite: «Die strahlenden Gesichter unserer Kinder stehen für unseren Dank – Ihre Unterstützung steht für die Verbindung von Stadt und Berg.» Jetzt übernahm das Ensemble «Notfallhüfo» der Dorfmusik und lieferte eine überzeugende Probe aus ihrem Repertoire an gepflegtem Jazz und Unterhaltungsmusik ab.
Reiche Geschichte
Die anschliessende Besichtigung zeigte die reiche Geschichte der kleinen Gemeinde. Sie führte zuerst ins Dorfmuseum, wo das frühere Handwerk gut dokumentiert ist. Weiter ging es zur alten Mühle. Jean-Louis Sterren, Präsident der Organisation «Miis Eischoll», erklärte die uralte, raffinierte Mechanik und öffnete dann den Wasserschieber: «Jetzt können Sie die Musik hören, die unsere Mühle heute noch immer spielt», meinte er stolz. Eine weitere Station war die reich ausgeschmückte Kirche, und über die engen Gassen führte der Weg zum Reisebus, der die Gesellschaft zum Restaurant «Egga» auf 1550 m ü. M. brachte.
Brücke zwischen Stadt und Land
Nach dem Walliser Menü überbrachte der Staatsratspräsident Franz Ruppen die Grüsse und den Dank der Walliser Gesamtregierung. «Die Berge haben Charme, aber sie bieten auch Schwierigkeiten», betonte er. «Die Schweizer Patenschaft für Berggemeinden spielt eine wichtige Rolle, dass die Berggemeinden belebt bleiben.» Neben lokalen Unterstützungen wies er auch auf die rasche und grossartige Hilfeleistung nach dem Waldbrand von Bitsch hin. «Man sagt, die Walliser seien etwas stur, aber sie sind auch sehr dankbar. Herzlichen Dank dafür, dass Ihr eine wichtige Brücke zwischen Stadt und Land schlägt.»
Autark in Sachen Energie
Eischoll ist seit vielen Jahren stolz auf seine fortschrittliche Energieversorgung. Die Holzschnitzelanlage mit ihrer Fernwärmezentrale am Dorfrand, gebaut mit finanzieller Unterstützung durch die Schweizer Patenschaft für Berggemeinden, ist ein Beweis dafür. Fabian Brunner wies darauf hin, dass die Gemeinde ihr Potenzial an Holz, Wasser und Sonne so gut ausnutzt, dass sie fast hundertprozentig energieautark ist. Zusammen mit Gemeindevizepräsident Nino Brunner führte er an den Heizöfen vorbei zur Schaltzentrale. Pro Jahr werden rund 1’000 Tonnen respektive 400’000 Kubikmeter Holz verwertet, 85 Prozent davon aus den eigenen Wäldern. Eine Pikettgruppe mit fünf Freiwilligen ist dafür verantwortlich, dass im Falle einer Panne – was äusserst selten vorkommt – rund um die Uhr rasch reagiert werden kann. Das über 90 °C heisse Wasser beliefert den allergrössten Teil der Eischler Haushalte mit Energie für das Warmwasser und die Heizung. Zusammen mit dem kleinen Wasserkraftwerk und der Photovoltaikanlage ist die Gemeinde mehr oder weniger autark in Sachen Energie. In Abklärung ist zusätzlich ein Windpark. «Wir haben das Klimaziel 2050 des Bundesrats bereits heute erreicht», stellten die beiden zufrieden fest.
Dank und «Auf Wiedersehen»
Die Zeit war im Nu vergangen und es hiess Abschied nehmen. Neben den sympathischen Eindrücken bleiben auch die Worte von Fabian Brunner in Erinnerung: «Geniesst die Heimreise – und wir freuen uns, wenn ihr wiederkommt, sei es im Winter zum Skifahren, im Frühling, wenn die Lichtblume blüht, oder im Sommer zum Wandern. Wir freuen uns.»
Auf der Rückfahrt nach Visp beobachteten die Besucher mit etwas Sorge den hohen Pegelstand und die graue Farbe der Rhone und der Vispa: «Hoffentlich treten diese nicht über die Ufer». Und alle haben mit eigenen Augen gesehen: In den Bergen leben heisst auch mit Gefahren leben.