Zu Besuch in der Emmentaler Gemeinde Schangnau
Rund 40 Gönnerinnen und Gönner konnten sich am Freitag, 13. Juni 2025, einen Einblick verschaffen, wie wirkungsvoll in Schangnau im Emmental Spendengelder eingesetzt werden.
Am Bahnhof Schüpfheim im luzernischen Entlebuch empfingen der Schangnauer Gemeindepräsident Beat Gerber und sein Vizepräsident Stefan Gfeller die Reisegesellschaft. Mit Bussen ging es dann über die Kantonsgrenze ins obere Emmental. Während der Busfahrt durch die hügelige Landschaft gaben die beiden Gemeindevertreter zahlreiche Informationen zu Land und Volk zum Besten – unter anderem über die geografische Situation am Fuss des Hohgant. Hier besteht eine erhöhte Gewitterneigung, welche immer wieder zu Problemen geführt hat: «Die Emme bringt uns zwar Wasser, aber auch Schaden.» Zur Gemeinde Schangnau gehören die Siedlungen Wald, Schangnau und Bumbach sowie das Kemmeribodenbad. 90 Landwirtschafts- und 50 Gewerbebetriebe tragen zur Wertschöpfung bei. Unter anderem befindet sich hier die Bäckerei der berühmten Kemmeriboden-Meringue. Der berühmteste Schangnauer ist der ehemalige Skirennfahrer Beat Feuz. Er ist gleich neben dem Skilift Bumbach aufgewachsen und konnte dort die Grundlage für seinen Erfolg legen.
Die erste Station der Reise war der Gasthof Kemmeribodenbad. Hier begrüsste unser Präsident Werner Luginbühl die Gönnerinnen und Gönner, verbunden mit einem grossen Dank für ihre enorme Solidarität, die sich gerade am Beispiel Blatten wieder eindrücklich manifestiert. Er bedankte sich ebenso herzlich bei den Gastgebern für Empfang, Bewirtung und Betreuung. Unser Vorstandsmitglied André Blattmann gab sodann das Programm bekannt mit dem Hinweis, dass die Schutzbauten bestens aufzeigen, wohin die Spendenfranken gehen und warum Unterstützung immer wieder wichtig ist. Beat Gerber gab dann das Motto des Gemeinderats für den schönen Tag bekannt: «Wir wollen euch zeigen, was wir hier machen und wie wir unsere Traditionen leben.» Dazu gehörte selbstverständlich auch der Chüjermutz – die traditionelle Kutte – in dem die Behördenmitglieder auftraten.
Hochwasserschutzmassnahmen
Die Umgebung im Kemmeriboden zeigte sich in voller Idylle. Ein Wunder, wenn man sich das Unwetter vom 4. Juli 2022 in Erinnerung ruft. Innert Minuten schwoll an diesem Tag die Emme an, trat über die Ufer und richtete zwischen Kemmeriboden und der Räblochschlucht grosse Schäden an. Sie verschüttete Strassen, grub Ufersicherungen und Böschungen ab, zerstörte Werkleitungen und Kulturland. Auch private Liegenschaften waren stark betroffen. Die politische Gemeinde Schangnau, die Schwellenkorporation Schangnau und die Weggenossenschaft Kemmeriboden-Hübeli behoben die Unwetterschäden mit einem bewundernswerten Einsatz und dank der finanziellen Unterstützung unserer Gönnerinnen und Gönner.
Auch der Gasthof Kemmeribodenbad wurde Opfer des Unwetters und stand danach fast zwei Meter unter Wasser. Reto Invernizzi, der den Betrieb mit seiner Familie in sechster Generation führt, schilderte eindrücklich, wie es gelang, das Haus wiederherzurichten und die Arbeitsplätze der 64 Mitarbeitenden zu sichern. Eine wichtige Rolle spielte dabei das zuverlässige und vertrauensvolle Verhältnis zu den lokalen Handwerkern, die genauso wie die Hoteliersfamilie anpackten. Zum kleinen Hochwassermuseum, das sie in der Scheune eingerichtet haben, meinte Reto Invernizzi optimistisch: «Die Wunden sollen verheilen, und die Vergangenheit lassen wir hinter uns.»
Nach dem feinen Apéro führte Beat Gerber die Gäste auf den Damm und zur Schutzmauer und beschrieb die baulichen Massnahmen, die den Flusslauf der Emme zukünftig in Schranken halten werden. Musikalisch begleitet wurde der Besuch im hintersten Emmental von den Alphornbläsern Hans-Ulrich Siegenthaler, Hans Liechti und Urs Müller.
Das neu gebaute Schulhaus Bumbach
Dann ging es weiter zum Schulhaus Bumbach, dessen Neubau wir mit Spenden ebenfalls unterstützen konnten. Bruno Hirschi, Gemeinderat und Präsident der Baukommission, erläuterte die Überlegungen der Verantwortlichen: Im Zentrum standen Sicherheit, zeitgemässe Unterrichtsformen, flexible Räume, schlichte Bauweise und tiefe Unterhaltskosten. Mit Genugtuung erwähnte er, dass man den Neubau sogar unter Budget abschliessen konnte. Nun gehörte die Bühne dem Kinderchor unter der Leitung von Barbara Egli-Unternährer. Eröffnet wurde die Darbietung von den Buben, die mit ernster Miene ihre mächtigen Treicheln schwangen. Barbara Egli-Unternährer gab auch einen kurzen Exkurs in die Trachtenkunde: Mit der Berner Sonntagstracht, der Ausgangstracht, der Landfrauen- und der Gotthelftracht sowie dem Schangnauer Mutz waren alle gängigen Modelle vertreten.
Mittagessen im Arche-Hof von Kathrin und Beat Gerber
Der nächste Höhepunkt war das Mittagessen auf dem Arche-Hof von Kathrin und Beat Gerber. Auf ihrem Betrieb züchten sie eine ganze Reihe von ProSpecieRara-Tieren – Hühner, Schafe, Ziegen, Kühe und Schweine – sowie diverse Obstsorten. Der gesamte Gemeinderat stand zum Service bereit. Das traditionelle Menu bestand aus Salat, Kartoffelsalat, Wurst, Hamme, Chäsbrägel (Raclette) sowie Züpfe – und zum Abschluss gab es natürlich Meringue mit Schlagrahm. Jetzt wandte sich alt Regierungsrätin Beatrice Simon mit einem grossen Dank an die Gönnerinnen und Gönner: «Hier sieht man, wie die Natur uns manchmal den Meister zeigt. Ihr, liebe Gönnerinnen und Gönner, habt erkannt, wie wichtig Unterstützung in solchen Situationen ist.»
Das Intermezzo des Treichliklubs Bärgahorn Eggiwil bot ein Stück gelebte archaische Kultur und vollen Körpereinsatz. Die auffällig jungen Treichler zeugen davon, dass diese Emmentaler Tradition aktiv gelebt wird. Der mächtige Klang der Treicheln bleibt wohl in manchen Ohren in Erinnerung.
Auf dem Weg zur Kirche Schangnau kam die Gästeschar in den Genuss einer ganz neuen Tradition. Die «Tour de Suisse Frauen» passierte Schangnau genau zu diesem Zeitpunkt und gab einen kurzen Einblick in diesen schweisstreibenden Wettbewerb. In der Kirche dann erinnerte Stefan Gfeller an die bewegte Geschichte des Gotteshauses und seine Bedeutung für die Bevölkerung. Für die musikalische Umrahmung sorgten Elisabeth Stettler an der Orgel und Ursi Egli mit der Flöte.
Verabschiedung und Dank
Zum Abschied bedankte sich Werner Luginbühl nochmals für die Gastfreundschaft und wünschte Schangnau alles Gute: «Ihr dürft mit einem nächsten Projekt gerne wieder bei uns anklopfen.» Und Beat Gerber schloss den bewegten Tag mit einer sympathischen Aufforderung: «Es ist nicht verboten, dass ihr bei einer nächsten Gelegenheit wieder hierherkommt.»