Jahresversammlung 2024
Rund 500 Besucher – Vertreter von Kantonsregierungen, Städten, Gemeinden, Stiftungen, Institutionen sowie private Gönnerinnen und Gönner – konnte der Präsident alt Ständerat Werner Luginbühl in Zürich begrüssen.
Zu Beginn der Versammlung ging Werner Luginbühl auf einen Bericht ein, den der Bundesrat am 1. März 2024 veröffentlicht hat. In diesem Bericht wurde die Situation der Schweizer Landwirtschaft anhand von Buchhaltungsdaten detailliert ausgewertet. Er legte dar, dass es bezüglich Einkommen ein beträchtliches Gefälle zwischen Tal und Bergregionen gebe. Das landwirtschaftliche Einkommen im Tal liegt bei knapp 100’000 Franken, jenes in den Bergregionen bei 61’000. Der Arbeitsverdienst pro Stunde beträgt im Tal 23 Franken in den Bergregionen im Schnitt 12.50 Franken. Damit ist klar, dass viele Berggemeinden über geringe Steuereinnahmen verfügen. Gleichzeitig müssen in den häufig grossflächigen Berggemeinden aufwendige Infrastrukturen aufrechterhalten werden. Schliesslich wies er darauf hin, dass angesichts der Klimaveränderung Unwetter, Starkniederschläge, Steinschlag und Trockenheit im Alpenraum tendenziell zunehmen. Selbst, wenn die Bundes- und Kantonssubventionen in solchen Fällen hoch sind, bringen solche Ereignisse mit den anderen Herausforderungen viele Berggemeinden an ihre Grenzen. «Darum bin ich der festen Überzeugung, dass es die Schweizer Patenschaft für Berggemeinden auch in der Zukunft brauchen wird. Weil sie eben genau dort ansetzt, wo die Gemeinden und Korporationen Unterstützung benötigen.»
Zum Geschäftsverlauf äusserte sich Werner Luginbühl zufrieden: «Trotz des schwierigen Umfeldes ist es unseren Gönnerinnen und Gönnern ein besonderes Anliegen, die Solidarität auch im Inland zu leben und zu pflegen. Insgesamt konnten im vergangenen Jahr 154 Projekte in 114 Berggemeinden unterstützt werden.» Er richtete seinen Dank an alle Anwesenden für ihren Einsatz zugunsten unserer Organisation.
«Ün grond grazia fich da cour»
Geschäftsleiterin Barbla Graf übernahm die Begrüssung auf Romanisch und erläuterte die Verwendung der Spendengelder: «Wir sind sehr dankbar, dass wir auch letztes Jahr über 22.2 Millionen Franken an Spenden und Erbschaften in Empfang nehmen konnten. Ün grond grazia fich da cour.» Von den eingegangenen Geldern gingen fast 6 Millionen Franken an Infrastrukturaufgaben, davon 2.4 Millionen an Wasser- und Abwasserprojekte, 5.2 Millionen Franken an das Schul- und Gesundheitswesen, 2.3 Millionen Franken an landwirtschaftliche Vorhaben, 785’000 Franken an forstwirtschaftliche Projekte, rund 1.9 Millionen Franken an Verbauungen und Instandstellungen von Elementarschäden. 345’000 Franken gingen an kulturelle Projekte und an die Anschaffung von Maschinen. Zudem wurde der Schulfonds um 1.65 Millionen Franken aufgestockt. In den Waldbrandfonds flossen rund 900’000 Franken. Weiter wurden auf Wunsch der Verstorbenen gut 4.6 Millionen Franken aus einem Nachlass der Willi Hämmerli-Stiftung zugeführt.
Verabschiedungen und Neuwahlen
Für die zurücktretenden Vorstandsmitglieder, Nationalrätin Anna Giacometti und Dr. Lukas Briner, wählte die Versammlung alt Regierungsrat Dr. Christian Rathgeb und Marius Hagger neu in den Vorstand. Anna Giacometti und Dr. Lukas Briner wurden von der Versammlung mit grossem Applaus verabschiedet.
«Vielen Dank für Ihr alpines Herz»
Eine ganze Reihe von Persönlichkeiten meldete sich zu Wort und überbrachte den Dank ihrer Regionen und der Bevölkerung.
Franz Ruppen, Staatsratspräsident Kanton Wallis, drückte seine grosse Dankbarkeit und seinen tiefen Respekt für die Unterstützung aus. «Sie sind Götti und Gotte und helfen den Kindern, bis sie auf eigenen Beinen stehen.» Und er lud alle ein in eine Zukunft, in der Berggemeinden nicht nur überleben, sondern gedeihen.
Yves Noël Balmer, Landammann Kanton Appenzell Ausserrhoden, erinnerte in seiner Dankesbotschaft daran, dass es Menschen braucht, welche die Landschaft und die Bräuche pflegen.
Stefan Müller, Landeshauptmann Kanton Appenzell Innerrhoden, berichtete von der kürzlich abgehaltenen Landsgemeinde: «Das ist unsere Identität, unser Zusammenhalt, unsere Heimat. Was die Landsgemeinde für Appenzell Innerrhoden ist, das ist die Patenschaft für die Schweiz.»
Astrid Bärtschi, Finanzdirektorin Kanton Bern, überbrachte die Grüsse und den Dank der Kantonsregierung an alle, die einen bewundernswerten Beweis für ihre Solidarität liefern. Eine Solidarität, die immer wichtiger wird.
Marianne Lienhard, Vorsteherin Departement Volkswirtschaft und Inneres, Kanton Glarus, dankte dafür, dass wieder ein beträchtlicher Betrag floss, insbesondere in die Gemeinde Glarus Süd. «Die Gewissheit, dass es in unserem Land diese Solidarität gibt, ist wichtig für die Bevölkerung und stärkt sie in ihrer Arbeit.
Martin Bühler, Vorsteher Departement Finanzen und Gemeinden, Kanton Graubünden, zitierte eine Studie des Schnee- und Lawinenforschungsinstituts SLF in Davos, wonach die Gefahr von Waldbränden steigen dürfte. «Das steht sinnbildlich für die Berge, deren Bevölkerung besonders herausgefordert ist. Sie unterstützen uns nicht nur finanziell, sondern auch moralisch. Vielen Dank für Ihr alpines Herz.»
Martial Courtet, ministre du Département de la formation, de la culture et des sports, Kanton Jura, zählte eine ganze Liste von Projekten auf, die von der Schweizer Patenschaft für Berggemeinden unterstützt wurden. «Das ist ein wichtiger Beitrag an den Zusammenhalt und die Lebensqualität unserer Bevölkerung. Ihre Solidarität ist für uns Motivation.»
Norman Gobbi, Vorsteher Dipartimento delle instituzioni, Kanton Tessin, wies darauf hin, dass sein Kanton zum grössten Teil aus Bergen besteht, und dass die vielen Täler immer noch bewohnt sind. «Ihre wertvollen Spenden sind ein wichtiger Beitrag – und auch ein Beitrag an die Freiheit in unserem Land.»
Urban Camenzind, Volkswirtschaftsdirektor, Kanton Uri, stellte mit Erleichterung fest, dass es seinem Kanton gut gehe. Die Bevölkerungszahl und die Zahl der Arbeitsplätze seien gestiegen. «Dennoch ist Ihre gelebte Solidarität substanziell für das Weiterbestehen.»
Und schliesslich trat Hermann Gut, Präsident der Seilbahngenossenschaft Dallenwil-Wiesenberg, auf die Bühne und dankte für die grosszügige Unterstützung für die Sanierung der Seilbahn. So könne Wiesenberg in die Zukunft geführt werden.
Den musikalischen Rahmen bot der Jodlerklub «Zer Tafernu» (für Ausserwalliser: Zur Taverne) aus Ried-Brig. Die Jodlerinnen und Jodler sind bekannt dafür, dass sie an allen Eidgenössischen und auch an den Walliser Verbandsfesten die Bestnote 1 erhielten. Ihr Vortrag begeisterte das Publikum, und auch wir vergeben vorbehaltlos eine 1. Schliesslich zeigte sich der Kanton Wallis unter der Leitung von Staatsrat Roberto Schmidt als sympathischer Gastgeber. Die Walliser Spezialitäten inklusive Raclette fanden grossen Anklang, auch dafür gibt es die Bestnote.
«Hey Eggi, dein Dorf brennt!»
Im Anschluss an den statutarischen Teil der Versammlung berichtete Edgar «Eggi» Kuonen, Gemeindepräsident von Bitsch VS, über die dramatischen Ereignisse während des Waldbrandes, der am 17. Juli 2023 ausgebrochen war. In der Gemeinde Bitsch verbrannten rund 1.35 Quadratkilometer Wald, in Riederalp 0.5 Quadratkilometer – geschätzt etwa 43’000 Bäume. Bis am Sonntag, 13. August 2023, waren zur Brandbekämpfung 25 Oberwalliser und 20 Unterwalliser Feuerwehren sowie 6 Schweizer Feuerwehren, sogar aus dem Tessin, mit rund 300 Feuerwehrleuten im Einsatz. Unterstützung erhielten sie von fünf Helikopterunternehmen und der Armee. Logistik und Kommandoorganisation waren eine gewaltige Herausforderung. Bei allem gab es keine Personen- und Gebäudeschäden und auch keine verletzten Einsatzkräfte. Eindrücklich waren Edgar Kuonen’s Schilderungen, wie er als Gemeindepräsident ab dem ersten Telefonanruf, der ihn in seinem Ferienhaus erreicht – «Hey Eggi, dein Dorf brennt!» – bis zur Bewältigung des Ereignisses schalten und walten musste, aber auch die Emotionen, die ihn oftmals zwischen Hoffen und Bangen hin- und herschickten. Als er kurz vor der Versammlung erfahren durfte, dass der Spendenaufruf mittlerweile 900’000 Franken ergab, war seine Freude unfassbar. Seine Erkenntnisse über die professionelle Teamarbeit und den funktionierenden Gemeindeführungsstab schloss er mit dem Dank für die Solidarität und die Unterstützung ab: «Herzlichs Vergältsgott.»