001
002
003
004
005
006
007
008
009
010
011
012
013
014
015
016
017
018
019
020
021
022
023
024
025
026
027
028
029
030
031
032
033
034
035
036
037
038
039
040
041
042
043
044
045
046
047
048
049
050
051
052
053
054
055
056
057
058
059
060
061
062
063
064
065
previous arrow
next arrow

Besuch in Romoos LU

«Das ist ein gros­ses Ereignis für uns» 

Rund 50 pri­va­te Gönnerinnen und Gönner, Vertreter von Gemeinden, Firmen, Stiftungen und Vereinen genos­sen am 15. Juni 2018 einen son­ni­gen Tag in Romoos am Napf. Die Gastgeber zeig­ten auf ein­drück­li­che Weise, wie sie ihre gros­sen Herausforderungen ange­hen und wie ver­ant­wor­tungs­voll sie mit den Spendengeldern umgehen. 

Grosser Bahnhof bei der Ankunft der Gönnerinnen und Gönner in Entlebuch – Willi Pfulg, der Gemeindepräsident von Romoos LU und sein Organisationsteam, hat­ten viel Prominenz mit­ge­bracht. Alt Nationalratspräsident Ruedi Lustenberger, Kantonsratspräsidentin Vroni Thalmann, der Präsident der UNESCO Biosphäre Entlebuch Fritz Lötscher, zahl­rei­che Vertreter der Romooser Behörden und der Nachbargemeinden und sogar die Regionalpresse emp­fin­gen den Besuch. «Das ist ein gros­ses Ereignis für uns», mein­te die Journalistin des «Entlebucher Anzeigers». Dr. Hans-Rudolf Merz, Präsident der Schweizer Patenschaft für Berggemeinden, bedank­te sich für die Gastfreundschaft und wies dar­auf hin, dass in die­ser länd­li­chen Region Familie, Arbeit und Politik inein­an­der­grei­fen und einen wich­ti­gen Grundstein legen für die Bewältigung der Aufgaben. Er erin­ner­te an die Geschichte, ins­be­son­de­re den Sonderbundskrieg im Jahre 1847, der sei­ne Spuren auch im Entlebuch hin­ter­liess. In der Folge des Krieges wur­de durch die Bundesverfassung die Schweiz zum Bundesstaat, die Grundlage für den Föderalismus war gelegt. Die Gemeinden tra­gen seit­her eine gros­se Eigenverantwortung, wel­che die Patenschaft seit über 75 Jahren unter­stüt­zen kann.

Geben und Nehmen im Gleichgewicht

Vroni Thalmann äus­ser­te sich über die Verpflichtungen, die aus dem Föderalismus ent­ste­hen und bedank­te sich bei der Patenschaft für die Solidarität. «Geben und Nehmen muss im Gleichgewicht sein», beton­te sie und bekräf­tig­te, dass die Gemeinden dar­auf ach­ten, nach­hal­ti­ge Projekte ein­zu­rei­chen. So kom­men die Spendengelder allen BewohnerInnen zugu­te. Von der Erhaltung des Siedlungsraums im Berggebiet pro­fi­tiert auch die Bevölkerung in den Agglomerationen, die dabei ent­ste­hen­den Beziehungen und Netzwerke sind ein Gewinn für alle. 

Landschaftsgerecht han­deln und weiterentwickeln

Fritz Lötscher führ­te mit sei­nen Ausführungen durch die Unesco Biosphäre Entlebuch. Sie umfasst 7 Gemeinden und 17’000 Einwohner auf 400 Quadratkilometern. Rund 850 Betriebe tra­gen zur Wertschöpfung bei, 400 Vereine zum kul­tu­rel­len Leben. Hier gelingt es, loka­le Produkte und Werte zu ver­mark­ten – über 500 Produkte mit dem Label «Ächt Äntlibuech» gehen in den über­re­gio­na­len Detailhandel, Grossveranstaltungen wie der Alpabzug oder der Kräutermarkt zie­hen jähr­lich über 15’000 Besucher an, die 700 land­wirt­schaft­li­chen Betriebe sind unter­ein­an­der gut ver­netzt. Er bedank­te sich für die Unterstützung, die der Region ermög­licht, wei­ter­hin land­schafts­ge­recht zu han­deln und sich weiterzuentwickeln. 

Geschichten und Sagen

Ruedi Lustenberger öff­ne­te in der reich geschmück­ten Wallfahrtskirche ein Fenster zur Lokalgeschichte. Im Zeichen der mysti­schen Frömmigkeit des Frühmittelalters grün­de­ten Zisterziensermönche um 1344 die erste Kapelle an die­ser Stelle, die seit­her als Kraftort gilt. Der Bau der heu­ti­gen Kirche erfolg­te 1753. Sie beher­bergt einen Holzsplitter vom Kreuz Jesu Christi. Gemäss der Sage trug ein Kreuzritter auf dem Heimweg von Jerusalem die Reliquie auf sich und sie schütz­te ihn vor dem Angriff eines Drachens. Die Bevölkerung for­der­te einen Beweis für die­se Wirksamkeit. Der Kreuzritter band das Holzstück auf das Horn eines unge­tü­men Ochsen, der brav bis nach Heiligkreuz wan­der­te. «Edle Historie ver­mischt mit Fantasie, das ken­nen wir auch sonst in der Eidgenossenschaft», resü­mier­te Ruedi Lustenberger. Dann kün­dig­te er das Orgelspiel von Markus Zemp an. Das «Orgelgewitter» mit Jodelmelodien, Echo, Lockrufen, Vorahnung und einem furio­sen, in Noten gesetz­ten Unwetter ver­setz­te das Publikum in andäch­ti­ges Staunen. 

Ein ehr­li­ches «Vergält’s Gott»

Nach dem Transfer ins Hotel Kreuz in Romoos LU zeig­te eine ani­mier­te Präsentation die Besonderheiten der Gemeinde, inklu­si­ve der Projekte, die auch dank Spendengeldern rea­li­siert wer­den konn­ten. Willi Pfulg, Gemeindepräsident, und Marlis Roos, Kantonsrätin und Gemeindeschreiberin von Romoos LU, stell­ten ihre Gemeinde mit den typi­schen Streusiedlungen vor. Die zahl­rei­chen Gräben und Chrächen geben dem Gebiet den Übernamen «Centovalli des Kantons Luzern». Entsprechend auf­wen­dig ist zum Beispiel der Strassenunterhalt oder die Wasserversorgung, damit die 71 Bauernbetriebe und 7 Alpen bewirt­schaf­tet blei­ben. Regierungsratspräsident Guido Graf, leg­te dar, wie wich­tig die Solidarität ist. Gerade in Zeiten der Sparmassnahmen auf Kantonsebene ist die Unterstützung der Gemeinden umso wich­ti­ger. So blei­ben die Berggemeinden bewohnt und ihre Wirtschaft kann sich ent­wickeln. «Die Investition vor Ort lohnt sich», beton­te er – «ein ehr­li­ches Vergält’s Gott». 

Bühne frei für den Kinderchor

Jetzt war es Zeit für eine kul­tu­rel­le Einlage. Der Schülerchor – das heisst: die gan­ze Primarschule – betrat die Bühne. Am Vormittag noch hat­ten die Kinder die Veloprüfung absol­viert, jetzt san­gen sie aus vol­ler Kehle und zogen das Publikum in Bann. Die 56 Buben und Mädchen – eines muss­te lei­der wegen Halsweh aus­set­zen – boten mit dem Schwingertanz auch eine theatralisch-tänzerische Einlage. Ein Teil des Chors wird am 22. September 2018, beglei­tet von der Let’s GO BIG BAND Einsiedeln und dem zurich GOSPEL CHOIR, exklu­siv für die Patenschaft am Benefizkonzert im Schinzenhof Horgen auf­tre­ten – man darf gespannt sein. 

Freundeidgenössische Zusammenarbeit

Jetzt lies­sen es sich die Romooser nicht neh­men, ihre Gäste nach Holzwäge zu füh­ren. Auf 1080 m ü. M. geniesst man einen gran­dio­sen Rundblick in die Alpen und über das Mittelland. Beim Geruch von frisch geschnit­te­nem Heu und mit Alphorn- und Handorgelbegleitung konn­te man noch ein­mal über die freun­deid­ge­nös­si­sche Zusammenarbeit, wie sie der Gemeindepräsident nann­te, sin­nie­ren. Mit einem herz­li­chen Dank ver­ab­schie­de­te Willi Pfulg die Reisegesellschaft auch im Namen der wei­te­ren Behördenvertreter: «Man spürt, dass Euer Herz für die Bergbevölkerung schlägt.»