01
02
03
04
05
06
07
08
09
10
11
12
13
14
15
16
17
18
previous arrow
next arrow

Alpaufzug auf Alp Bodmen

Es ist ein Schieben, Stossen und Schnaufen, als sich die Kühe am Morgen des 19. Juni unge­dul­dig und unge­stüm auf den Weg machen. Ihre Schellen und Glocken ertö­nen zu einer mäch­ti­gen, rhyth­mi­schen Symphonie, in die bald schon das Rauschen des Diesbachs ein­stimmt. Für den Alpaufzug hat Jakob Hefti, der Pächter der Alp, neben sei­ner Familie eine Reihe von Bekannten und ehe­ma­li­gen Mitarbeitern auf­ge­bo­ten. Nach gut zwei Stunden Marsch ist das Ziel erreicht und die 30 Kühe und 37 Rinder und Kälber sowie das Dutzend Ziegen machen sich mit Appetit über das üppi­ge Gras her. Eine gute Gelegenheit für ein kur­zes Gespräch mit Jakob Hefti.

Jakob Hefti, was macht einen öko­lo­gi­schen Alpbetrieb aus?
Jakob Hefti: Wir ver­su­chen, das Land mög­lichst scho­nend zu bewei­den und Trittschäden zu ver­mei­den. Durch regel­mäs­si­gen Weidewechsel kön­nen wir eine maxi­ma­le Artenvielfalt erhal­ten. Und wir ver­tei­len nur alpei­ge­nen Dünger – das ist übri­gens so vor­ge­schrie­ben. Ein wei­te­res Thema ist der Unterhalt der Weiden. Wir räu­men Steine und umge­stürz­te Bäume und ent­fer­nen auch Tannen- und ande­re Schösslinge. Ohne das hät­ten wir hier in kür­ze­ster Zeit einen Wald. Diesbezüglich lei­sten auch die Ziegen her-vorragende Arbeit.

Wie wich­tig ist der Alpsommer für das Vieh?
Sie wach­sen hier schon anders auf und sind dann robu­ster und gesün­der. Dank der viel­fäl­ti­gen Nahrung ist ihre Milch gehalt­vol­ler – das sehen wir am Fettgehalt der Milch, die wir verarbeiten.

Wie wirt­schaft­lich ist die Alp?
Die gut hun­dert Tage hier oben sind streng, aber die Wertschöpfung ist bedeu­tend. Stellen Sie sich vor: Wir stel­len aus zehn Litern Milch, die nach drei Tagen ver­der­ben wür­den, ein Kilo Käse her, der drei Jahre lang halt­bar ist. Dafür müss­ten wir unse­ren Vorfahren, die das erfun­den haben, heu­te noch Orden ver­tei­len. Und wir ver­kau­fen die­ses Kilo Käse für 20 Franken – das ist eine schö­ne Wertsteigerung und mit jähr­lich rund 2.5 Tonnen Alpkäse ein guter Nebenverdienst. So kann ich auch mei­nen bei­den Angestellten wäh­rend der Alpsaison einen guten Lohn zah­len. Zusätzlich kann ich mei­ne Betriebsfläche und Futtergrundlage um einen beträcht­li­chen Teil vergrössern.

Wie ist Ihr Verhältnis zur Stiftung Alp Bodmen?
Ich bin jetzt seit zwölf Jahren Pächter, und die Stiftung steht immer vor­be­halt­los für die Alp ein. Wir haben bei Freiwilligeneinsätzen jeden Sommer etwas opti­miert, zum Beispiel Tränkestellen ein­ge­rich­tet, hygie­ni­sche Einrichtungen ver­bes­sert, den Weg saniert. Jetzt freue ich mich auf den Umbau im Herbst.

Wie ver­bin­den Sie die Arbeit auf der Alp mit der­je­ni­gen im Talbetrieb?
Allein geht so etwas nicht. Meine Frau und unse­re fünf Kinder über­neh­men neben ihrer Arbeit oder Ausbildung Verantwortung und arbei­ten mit. Am Anfang bin ich noch rela­tiv häu­fig hier oben, aber dann über­neh­men Nicole Egger und Deborah Höhn immer mehr Aufgaben.

Wissen Sie, wie die Kunden Ihre Produkte schät­zen?
Ich erleb­te dazu eine schö­ne Geschichte: Ein Fremder klopf­te am Hofladen unten im Talbetrieb an und frag­te nach Käse. Er kauf­te für 600 Franken ein und schob mir die Banknoten gleich über den Tisch. «Nimm das Papier», sag­te er dazu, «und denk dar­an: Du bist reich, du hast Käse. Ich habe nur Papier.» Allgemein wird der Käse sehr geschätzt, er ist eigent­lich immer viel zu schnell ausverkauft.

Welche Reaktionen erhal­ten Sie von Besuchern auf der Alp?
Es fällt mir auf, dass von Jahr zu Jahr mehr Leute die Alp besu­chen. Wir kom­men dann regel­mäs­sig ins Gespräch und ich stel­le fest, dass es allen gleich geht: Je höher man kommt, desto frei­er fühlt man sich.