Besuch auf der Alp Surenen
Die Alpkäserei wurde im Jahr 2019 modernisiert. Sie liefert jetzt jedes Jahr rund 20 Tonnen Käse. Käsermeister Florentin Spichtig erklärt einem interessierten Schüler sein Handwerk und gewährt uns Einblick in den Betrieb.
Denio musste um fünf Uhr früh aus den Federn. Der vierzehnjährige Schüler aus Basel absolviert einen Schnuppertag beim Käsermeister Florentin Spichtig auf der Alp Surenen. Um fünf Uhr dreissig wird die Milch der 140 Kühe angeliefert. Zusammen mit der Milch vom Vorabend kommen gut 2300 Liter ins Käsekessi. Florentin Spichtigs Arbeitstag hat schon zwei Stunden früher begonnen. Er hat die 36 Käselaibe vom Vortag ins Salzbad gelegt und alles für die neue Produktion vorbereitet.
Optimierungen im ganzen Betrieb
Im Jahr 2019 wurde die Alpkäserei modernisiert – Käsekeller, Verkaufsraum, Energieversorgung und weitere Einrichtungen wurden erweitert und optimiert. Wir konnten 471’615 Franken Spendengelder, ein wesentlicher Betrag davon aus dem Lotteriefonds des Kantons Zürich, daran beitragen. Der Käsekeller ist jetzt gross genug – immerhin kommen von den Familien Kempf, Schilter, Zgraggen und Zurfluh, welche die Käsereigenossenschaft bilden, sowie einem Gastlieferanten während dem Sommer rund 200’000 Liter Milch zusammen. Das ergibt 20 Tonnen Käse!
Autonome Energieversorgung
Die Milch im Kessi hat sich in der Zwischenzeit soweit erwärmt, dass Bakterienkultur und Lab beigegeben werden. Jetzt beginnt die Gerinnung, der Käse trennt sich von der Molke. Die Energie kommt vom genossenschaftseigenen Kraftwerk. Dieses liefert rund 17 Kilowattstunden, rund um die Uhr. Während der Nacht wird damit ein Wasserdruckbehälter im neuen Anbau aufgeheizt. Dieser gibt den ganzen Tag hindurch warmes Wasser zum Erwärmen und zum Reinigen ab.
Hygiene ist oberstes Gebot
Die Idee für Denios Besuch auf der Alp entstand spontan. Er brauchte ein Thema für seine Schulabschlussarbeit und da er gerne Käse isst, warf er diese Idee ein. Seine Mutter schnappte sie auf, und da seine Grossmutter Gönnerin der Schweizer Patenschaft für Berggemeinden ist, entstand der Kontakt zu uns. Unsere Geschäftsleiterin Barbla Graf wandte sich an Florentin Spichtig und dieser war einverstanden – allerdings mit der Auflage, dass der Besuch anpackt! Das macht Denio gern, zum Beispiel beim Reinigen. Florentin Spichtig: «Wir arbeiten in der Lebensmittelproduktion, und da ist Hygiene oberstes Gebot.» Er zeigt Denio, wie er mit den feinen Glasbehältern umgeht. «Alles klar», meint dieser und macht sich an die Arbeit. Zwischendurch schiesst er Fotos für seine Dokumentation.
Bruch und Griff
Die Temperatur der Milch im Kessi nähert sich dem Idealwert von 48.5° Celsius. Der Käser und sein Gehilfe testen den sogenannten Griff – wie fühlt sich die Käsemasse, der sogenannte Bruch an, ist sie geschmeidig genug, um sie von der Molke zu trennen? Auch eine kurze Degustation gehört dazu. «Das hat noch gar keinen Geschmack», stellt Denio fest. «Das stimmt, der kommt erst mit der Reifung», erklärt Florentin Spichtig, und er liefert gleich das Rezept für Käse nach: Es braucht nichts als Milch, Bakterien, Lab, Wärme und für die Reifung dann noch Salz.
Der Käse kommt in die Form
Jetzt ist es soweit: Käse und Molke werden getrennt, die Käsemasse kommt während zwanzig Minuten unter die Presse. Dann wird sie in Blöcke zerschnitten, in die Formen gepackt und wiederum gepresst. Jeder Laib wiegt ungefähr sieben Kilogramm. Es geht gegen 11 Uhr, und bereits wird alles Gerät gereinigt und für den nächsten Tag bereitgemacht
Wertschätzung für das Naturprodukt
Dann ist es Zeit für eine kurze Pause auf der Sitzbank vor dem hübsch eingerichteten Verkaufslokal. Denio hat ein paar Fragen an Florentin Spichtig vorbereitet. Zum Beispiel, welcher Käse ihm am besten schmeckt. Die Antwort: «Ich habe alle Käse gern, aber am liebsten doch mein eigenes Mutschli.» Denio: «Was könnte man noch verbessern?» Florentin Spichtig: «Bei der Vermarktung können wir noch besser werden. Es muss uns gelingen, die Konsumenten zu sensibilisieren, dass unser Käse ein reines Naturprodukt, verbunden mit viel Handarbeit ist. Nur so erkennen sie den Wert und verstehen, dass dieser seinen Preis hat.»
Botschafter der Alpwirtschaft
Hier oben scheint das zu funktionieren, die Wanderer treten in den Laden ein und decken sich mit Käse, Molke und weiteren feinen Erzeugnissen ein. Denio verabschiedet sich von seinem Chef. Dieser geht zurück an seine Arbeit, während der Schüler sich auf die Ferien freut. Anschliessend wird er seine Erfahrung in der Alpkäserei dokumentieren und in der Schule präsentieren. Für diesen Anlass wird ihm Florentin Spichtig ein grosses Stück Käse nach Basel senden – als Botschafter unserer lebendigen Alpwirtschaft.