Alpaufzug auf Alp Bodmen
Es ist ein Schieben, Stossen und Schnaufen, als sich die Kühe am Morgen des 19. Juni ungeduldig und ungestüm auf den Weg machen. Ihre Schellen und Glocken ertönen zu einer mächtigen, rhythmischen Symphonie, in die bald schon das Rauschen des Diesbachs einstimmt. Für den Alpaufzug hat Jakob Hefti, der Pächter der Alp, neben seiner Familie eine Reihe von Bekannten und ehemaligen Mitarbeitern aufgeboten. Nach gut zwei Stunden Marsch ist das Ziel erreicht und die 30 Kühe und 37 Rinder und Kälber sowie das Dutzend Ziegen machen sich mit Appetit über das üppige Gras her. Eine gute Gelegenheit für ein kurzes Gespräch mit Jakob Hefti.
Jakob Hefti, was macht einen ökologischen Alpbetrieb aus?
Jakob Hefti: Wir versuchen, das Land möglichst schonend zu beweiden und Trittschäden zu vermeiden. Durch regelmässigen Weidewechsel können wir eine maximale Artenvielfalt erhalten. Und wir verteilen nur alpeigenen Dünger – das ist übrigens so vorgeschrieben. Ein weiteres Thema ist der Unterhalt der Weiden. Wir räumen Steine und umgestürzte Bäume und entfernen auch Tannen- und andere Schösslinge. Ohne das hätten wir hier in kürzester Zeit einen Wald. Diesbezüglich leisten auch die Ziegen her-vorragende Arbeit.
Wie wichtig ist der Alpsommer für das Vieh?
Sie wachsen hier schon anders auf und sind dann robuster und gesünder. Dank der vielfältigen Nahrung ist ihre Milch gehaltvoller – das sehen wir am Fettgehalt der Milch, die wir verarbeiten.
Wie wirtschaftlich ist die Alp?
Die gut hundert Tage hier oben sind streng, aber die Wertschöpfung ist bedeutend. Stellen Sie sich vor: Wir stellen aus zehn Litern Milch, die nach drei Tagen verderben würden, ein Kilo Käse her, der drei Jahre lang haltbar ist. Dafür müssten wir unseren Vorfahren, die das erfunden haben, heute noch Orden verteilen. Und wir verkaufen dieses Kilo Käse für 20 Franken – das ist eine schöne Wertsteigerung und mit jährlich rund 2.5 Tonnen Alpkäse ein guter Nebenverdienst. So kann ich auch meinen beiden Angestellten während der Alpsaison einen guten Lohn zahlen. Zusätzlich kann ich meine Betriebsfläche und Futtergrundlage um einen beträchtlichen Teil vergrössern.
Wie ist Ihr Verhältnis zur Stiftung Alp Bodmen?
Ich bin jetzt seit zwölf Jahren Pächter, und die Stiftung steht immer vorbehaltlos für die Alp ein. Wir haben bei Freiwilligeneinsätzen jeden Sommer etwas optimiert, zum Beispiel Tränkestellen eingerichtet, hygienische Einrichtungen verbessert, den Weg saniert. Jetzt freue ich mich auf den Umbau im Herbst.
Wie verbinden Sie die Arbeit auf der Alp mit derjenigen im Talbetrieb?
Allein geht so etwas nicht. Meine Frau und unsere fünf Kinder übernehmen neben ihrer Arbeit oder Ausbildung Verantwortung und arbeiten mit. Am Anfang bin ich noch relativ häufig hier oben, aber dann übernehmen Nicole Egger und Deborah Höhn immer mehr Aufgaben.
Wissen Sie, wie die Kunden Ihre Produkte schätzen?
Ich erlebte dazu eine schöne Geschichte: Ein Fremder klopfte am Hofladen unten im Talbetrieb an und fragte nach Käse. Er kaufte für 600 Franken ein und schob mir die Banknoten gleich über den Tisch. «Nimm das Papier», sagte er dazu, «und denk daran: Du bist reich, du hast Käse. Ich habe nur Papier.» Allgemein wird der Käse sehr geschätzt, er ist eigentlich immer viel zu schnell ausverkauft.
Welche Reaktionen erhalten Sie von Besuchern auf der Alp?
Es fällt mir auf, dass von Jahr zu Jahr mehr Leute die Alp besuchen. Wir kommen dann regelmässig ins Gespräch und ich stelle fest, dass es allen gleich geht: Je höher man kommt, desto freier fühlt man sich.

















