001
003
005
007
009
011
013
015
017
019
022
024
026
028
030
032
034
036
038
040
042
044
046
048
050
051
052
054
056
058
060
062
064
066
068
070
074
076
078
080
082
084
086
088
089
090
091
092
094
096
098
100
102
104
106
108
110
112
113
114
116
118
120
122
124
126
127
128
130
132
134
135
136
138
140
147
148
149
149b
150
151
152
153
154
155
156
157
158
159
160
161
162
164
165
166
168
170
172
173
174
176
180
182
184
186
188
190
192
194
196
198
previous arrow
next arrow

Besuch in Pfäfers SG

«Im Zentrum steht das Wasser»

Ein blau­er Himmel und som­mer­li­che Temperaturen ver­spra­chen den rund 60 Gönnerinnen und Gönnern einen erleb­nis­rei­chen Tag in der Gemeinde Pfäfers SG. Die Vertreter der Gemeinde, der Korporationen und der Ortsgemeinden zeig­ten anhand eini­ger Projekte, die mit Unterstützung der Schweizer Patenschaft für Berggemeinden rea­li­siert wur­den, wie sie ihre Herausforderungen mei­stern. Gleichzeitig stell­ten sie die fas­zi­nie­ren­de Landschaft mit ihren vie­len Schönheiten vor.

Vom Bahnhof Bad Ragaz ging es mit zwei Postautos zur neu­en im Jahre 2017 eröff­ne­ten Taminabrücke, einem impo­san­ten Meisterwerk der Ingenieurskunst. Ferdinand Riederer, alt Kantonsratspräsident und Amtsvorgänger von Gemeindepräsident Axel Zimmermann, erläu­ter­te die Konstruktion der gröss­ten Bogenbrücke der Schweiz. Die Zahlen sind ein­drück­lich: Der Bogen misst eine Spannweite von 260 Metern, die Gesamtlänge beträgt 475 Meter und die Fahrbahn führt 200 Meter über dem Wasser der Tamina. Diese bot auch den Übergang zum Motto des Tages «Im Zentrum steht das Wasser»: die Energiegewinnung aus Wasserkraft, die Versorgung mit Trinkwasser und die hei­len­de Wirkung der Taminaquelle. 

Weiter ging es zum Stausee Mapragg. Dieser bil­det zusam­men mit dem Stausee Gigerwald wei­ter oben im Calfeisental ein lei­stungs­fä­hi­ges Pumpspeicherwasserkraftwerk. Karl Kohler, stell­ver­tre­ten­der Betriebsleiter der Kraftwerke Sarganserland, schil­der­te, wie es funk­tio­niert. Das Werk hat die Möglichkeit, Wasser aus dem Ausgleichsbecken Mapragg, das bereits zur Stromproduktion genutzt wur­de, im Stausee Gigerwald erneut zu spei­chern. In Phasen gerin­gen Strombedarfs wird Wasser aus dem Ausgleichsbecken in den Stausee Gigerwald zurück­ge­pumpt und bei Bedarf erneut zur Stromproduktion genutzt. Dank der hohen Produktionsflexibilität und der Turbinenleistung von 370 000 kW bil­det es eine wich­ti­ge Stütze der schwei­ze­ri­schen Stromversorgung. Die wirt­schaft­li­che Bedeutung des Kraftwerks ist gross, neben der Rehabilitationsklinik in Valens und der Klinik St. Pirminsberg in Pfäfers gehört es zu den wich­tig­sten Arbeitgebern.

Eindrücklich erklär­te Jörg Nigg, der ehren­amt­lich als Präsident der Wasserkorporation Pfäfers wal­tet, wie auf­wen­dig die Wasserversorgung für das gros­se Versorgungsgebiet der Dörfer Pfäfers, St. Margrethenberg und Vadura ist. Zum Beispiel wird das Trinkwasser für Bewohner der Ortsgemeinde Pfäfers auf der gegen­über­lie­gen­den Talseite bei der Alp Findels auf 1600 m ü. M. gefasst. Die 42 Kilometer lan­gen Leitungen sind zum Teil über 100 Jahre alt und muss­ten erneu­ert wer­den. In den Jahren 2010 bis 2018 wur­de die Wasserversorgung gröss­ten­teils saniert, über 600 000 Franken konn­te die Schweizer Patenschaft für Berggemeinden an die Arbeiten bei­tra­gen. Jörg Nigg dank­te herz­lich und füg­te an: «Ohne die lang­fri­stig geplan­ten, vor­sorg­li­chen Massnahmen und der Hilfe der Schweizer Patenschaft für Berggemeinden wären wir im trocke­nen Sommer 2018 vor kaum lös­ba­ren Problemen gestan­den. Die Versorgung der Bevölkerung wäre nicht gewähr­lei­stet gewe­sen, und die Landwirtschaft und das Gewerbe hät­ten schmerz­li­che Einbussen erlitten».

Der erste Verpflegungshalt fand im Buura Beizli im Hochtal St. Margrethenberg statt. Die Familie Blöchlinger tisch­te fei­nen Käse, Fleischspezialitäten und Brot aus eige­ner Produktion auf. Der Präsident, alt Bundesrat Dr. Hans-Rudolf Merz, begrüss­te sodann offi­zi­ell die gan­ze Gesellschaft. Er bedank­te sich bei allen, die jeweils zum Gelingen der auf­wen­di­gen Projekte bei­tra­gen: pri­va­te Gönnerinnen und Gönner, Institutionen, Firmen, Stiftungen, Gemeinden und Kantone, den loka­len Behörden und Organisationen bis zum Vorstand, den Experten und der Geschäftsstelle, die dafür sor­gen, dass Beiträge schliess­lich beschlos­sen und aus­ge­rich­tet wer­den kön­nen. Auch er nahm das Thema Wasser auf und stell­te fest, dass die Wasserversorgung, qua­si unsicht­bar – in Leitungen im Boden ver­senkt – mit gros­sen Kosten ver­bun­den ist.

Gemeindepräsident Axel Zimmermann stell­te die Gemeinde vor. Das Einzugsgebiet umfasst das gan­ze Taminatal und das Calfeisental. Pfäfers zählt rund 1600 Einwohner und ist mit 128 Quadratkilometer Fläche die zweit­gröss­te Gemeinde, dazu die ein­zi­ge Hochgebirgsgemeinde des Kantons St. Gallen. Entsprechend vie­le Aufgaben gilt es zu lösen. Er bedank­te sich herz­lich für die Unterstützung, die von den Gönnerinnen und Gönnern der Schweizer Patenschaft für Berggemeinden kommt und wesent­lich zum funk­tio­nie­ren­den Leben bei­trägt. Axel Zimmermann tön­te auch eini­ge Einzigartigkeiten an, die eine Reise nach Pfäfers loh­nens­wert machen. Hier befin­det sich der höchst­ge­le­ge­ne Weinberg des Kantons, wo der Portaser gedeiht. Der Gipfel des Ringelspitz auf 3247 m ü. M. ist der höch­ste Punkt des Kantons, zahl­rei­che Wanderwege und Gasthäuser bie­ten ein­zig­ar­ti­ge Erlebnisse. Als Höhepunkt rief Axel Zimmermann den Alpsegen und gab so allen Anwesenden die besten Wünsche mit auf den Weg.

Anschliessend ging es zurück nach Bad Ragaz und mit dem Schluchtenbus wei­ter, weil die Strasse in die enge Taminaschlucht zu schmal für übli­che Postautos ist. Hinten im Alten Bad Pfäfers begeg­ne­te man der Entstehungsgeschichte des Tals. Das Wasser der Tamina schliff die Schlucht aus dem Fels, nach­dem die Alpenbildung die Region grob geformt hat­te. Ferdinand Riederer, der auch als Präsident der Stiftung Altes Bad Pfäfers wal­tet, erzähl­te kurz die beweg­te Geschichte des Heilbades. Um 1240 n. Chr. wur­de die Thermalquelle ent­deckt. Ihre Heilkraft sprach sich rasch her­um. Die Kranken wur­den vor­erst in Körben und Tüchern in die Schlucht hin­ab­ge­las­sen. Gäste von weit­her­um genos­sen das war­me hei­len­de Wasser und die luxu­riö­se Bewirtung. «Hiersein ist herr­lich», schrieb der Dichter Rainer Maria Rilke ins Gästebuch. Im Jahr 1969 schloss das Hotel aber sei­ne Türen und der Abbruch der Anlage stand zur Debatte. Dass sich die Rettung der geschichts­träch­ti­gen Gebäude durch die Stiftung gelohnt hat, davon konn­ten sich die Gäste überzeugen.

Die Führung durch die alten Badekammern und in die enge und feuch­te Schlucht bis zur Stelle, an der das 36.5° Celsius war­me Wasser ent­springt, zeigt die Kraft der Natur auf ein­drück­li­che Weise. Die ein­zi­ge erhal­te­ne barocke Badeanlage der Schweiz ist eine wich­ti­ge Attraktion für die Region.

Einen Höhepunkt lie­fer­te der Schülerchor von Pfäfers: Die Kinder beglück­ten die Gäste mit einer begei­stern­den Darbietung tra­di­tio­nel­ler und moder­ner Schweizer Lieder.