Zu Besuch in Trun GR
Die erste Gönnerfahrt nach einem fast dreijährigen Unterbruch führte nach Trun in der Surselva. Die Gemeinde zeigte nicht nur ihre kulturellen Schätze, sondern auch die vielen Herausforderungen, die es zu bewältigen gab und immer noch gibt.
Gut 60 Personen – Gönnerinnen und Gönner – machten sich vom Zürich Hauptbahnhof aus erwartungsvoll auf die Reise in die Surselva. Am Bahnhof Trun wartete eine grosse Delegation mit dem gesamten Gemeinderat und führte die Besucher durch das Dorf zum Apéro vis-à-vis des Museums Cuort Ligia Grischa.
Bis zur Begrüssung durch unseren Präsidenten Werner Luginbühl hatten sich hochrangige Vertreter des Kantons Graubünden dazugesellt, so zum Beispiel Regierungsrat Dr. Christian Rathgeb, alt Nationalrat Dr. Dumeni Columberg und Giachen Caduff vom Amt für Gemeinden. Werner Luginbühl bedankte sich für die Gastfreundschaft und für das Engagement der Gemeinde Trun zur Bewältigung der zahlreichen Aufgaben. Der Gemeindepräsident Dumeni Tomaschett richtete den Dank der Gemeinde an die Gönnerinnen und Gönner für die Unterstützung der verschiedenen Projekte. Mit kurzen Charakterisierungen stellte er die Mitglieder des Gemeinderats mit ihren Aufgaben sowie seine Mitarbeitenden vor. Jetzt durfte man sich am Buffet bedienen – lauter feine Speisen aus lokaler Produktion. Begleitet wurde die Szene vom Saxofonisten Clau Maissen und von Andreas Coray am Kontrabass mit gepflegtem Jazz.
Dann ging es gruppenweise in den geschichtsträchtigen Cuort Ligia Grischa, wo die Museumsführerinnen die Kunst- und Kulturschätze erläuterten. Das prächtige Haus diente dem Grauen Bund – einem der drei Bünde, die 1799 von Napoleon zum Kanton Rätien und 1803 zum Kanton Graubünden zusammengeschlossen wurden – als Tagungs- und Gerichtsort. Das zweite Obergeschoss bildet die eigentliche «bel étage» des Klosterhofes und umfasst seine wichtigsten historischen Räume wie etwa den Landrichtersaal im Westflügel und die Wohnräume des Abtes im Ostflügel. Der Richtersaal wurde schon bei dem barocken Neubau des Hauses dahingehend konzipiert, die jährliche Versammlung der «Pundtstags-Abgeordneten» aufzunehmen.
Dementsprechend liess Abt Adalbert III. Defuns auch die Dekoration des Saales ausgestalten, als er um 1700 dem Mönch und Kunstmaler Fridolin Eggert aus Disentis den Auftrag gab, den acht auf fünf Meter grossen Raum auszugestalten. Die reiche Bemalung des Landrichtersaales ist in der Nähe seines Hauptwerkes von 1690, der Wallfahrtskirche Maria Licht oberhalb von Trun, anzusetzen.
Im Zentrum der gesamten Deckenmalerei steht ein Medaillon, das die Gründung des Grauen Bundes unter dem Ahorn von Trun schildert. Ein Spruchband zu Füssen der drei Hauptvertreter des Bundes erläutert zusätzlich die Szene: «Sic Grisaei foedus percuserunt» – «Auf diese Weise haben die Grauen den Bund geschlossen». Die Gründung Graubündens wird auch in weiteren Räumen des Museums dokumentiert.
Heute dient es als Museum. Zur Dauerausstellung gehören Originalwerke der bekanntesten Künstler aus Trun: Alois Carigiet, Matias Spescha, Gieri Schmed und der Künstlerin Sora Gielia Degonda.
Mittlerweile hatten sich die paar Regenwolken verzogen, und die Landschaft der Surselva zeigte sich von ihrer besten Seite. Die Gesellschaft dislozierte zum Schulhaus, wo im Kultursaal die Tische gedeckt waren. Hier wartete schon ungeduldig der Schülerchor, die Kinder sangen wunderschön aus voller Kehle ein paar romanische Lieder. Mit Capuns, hergestellt aus Teig, Salsiz und Mangoldblättern, kam ein traditionelles Gericht auf den Tisch. Dann trat Regierungsrat Dr. Christian Rathgeb an das Mikrofon. Verbunden mit dem Dank der Kantonsregierung erinnerte er daran, dass in den Gemeinden vielfältige Aufgaben auf allen Ebenen erfüllt werden müssen. «Der Aggregatzustand des Föderalismus ist flüssig – man muss ihn wollen und immer wieder leben», meinte er und wies darauf hin, dass es eine Aufgabe aller sei, darauf hinzuarbeiten, dass in lebhaften Gemeinden Leute bereit sind, Aufgaben zu übernehmen. «Indem Sie die Gemeinden unterstützen, bringen Sie diesen Leuten Anerkennung für ihre Arbeit und leisten einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung von Stadt und Land.»
Dumeni Tomaschett schloss sich dem Dank an und erinnerte an die schweren Zeiten, die Trun durchlief. Der Niedergang der berühmten «Tuchfabrik Truns» mit Modegeschäften an den besten Adressen oder die schweren Lawinenschäden im Jahr 1972. Er erinnerte aber auch daran, wie die Gemeinde grosse Aufgaben gemeistert hat – Erstellung von Schutzbauten und Lawinenverbauungen, die Erweiterung der Schulanlage, der Bau vom Feuerwehrstützpunkt, die Sanierung von Waldstrassen und so weiter. «Dank den grosszügigen Spenden an die Restkosten haben wir heute eine Top-Infrastruktur für Familien, und wir konnten die Abwanderung aufhalten.» Mit Genugtuung stellte er fest, dass Trun mit seinen knapp 1200 Einwohnern die stabilste Bevölkerungszahl in der oberen Surselva aufweist, und er schloss: «Eure grossartige Unterstützung gibt uns Mut und Inspiration, um für die Zukunft zu arbeiten.»
Unterdessen hat auch Vize-Nationalratspräsident Martin Candinas der Gästeschar die Ehre erwiesen. Er betonte den hohen Stellenwert der Regionen und die Bewältigung derer Aufgaben. «Die Schweizer Patenschaft für Berggemeinden ist die wichtigste Institution für das Berggebiet, was die Unterstützung für die vielfältigen Aufgaben – Waldstrassen, Schulen, Schutzbauten, Lawinenverbauungen und vieles mehr – betrifft. Wir wissen das sehr zu schätzen und jeder Franken wurde und wird weiterhin gut eingesetzt!»
Ob all den Erlebnissen war die Zeit wie im Flug vergangen und schon rief der Reiseleiter – Vorstandsmitglied Dr. Lukas Briner – zum Aufbruch. Die Rückfahrt bot nochmals die Gelegenheit, uns mit unseren Gönnerinnen und Gönnern auszutauschen, und wir durften nur positive Rückmeldungen entgegennehmen.
Die Gemeinde Trun kann sich sicher sein, dass sie in bester Erinnerung bleibt und auch immer wieder einen Besuch und eine Unterstützung wert ist.